Kirche in der Grafschaft Killarney (Kirche in der Grafschaft Cork), 1969, Aquarell über Kohle auf Papier, laviert, 59,1 x 44,3 cm
Kirche in der Grafschaft Killarney (Kirche in der Grafschaft Cork), 1969
Werke mit offensichtlich religiösen Motiven sind selten im Œuvre von Ruth Baumgarte zu finden. Das großformatige Aquarellblatt deutet somit auf einen besonderen Anlass der Künstlerin hin, gerade diesen Bildgegenstand auszuwählen.
Die mannshohen, seitlich umgeknickten Grabsteine geben den Blick auf zwei Kirchengebäude frei, in denen sich schon die Natur eingenistet hat. Während grün belaubte Bäume darauf hindeuten, dass es Sommer ist, offenbaren kahle Bäume das Natursterben. Auch der Friedhof erscheint verlassen und dem Verfall preisgegeben. Die dunkle Farbigkeit in Rostrot-, Blau- und Grautönen verstärkt die düstere Atmosphäre. Nur im Turmbereich leuchtet ein helles Farbspektrum von zarten Rot- bis Gelbtönen als hoffnungsvolles Gegengewicht auf. Die Vorstudie des Motivs macht deutlich, dass die Künstlerin in ihrer Komposition den Kontrast zwischen dunkel aquarellierter Kirche und heller Lichtstimmung bereits angelegt hat.
Mit dem Bildmotiv der Kirchenruine hat die Künstlerin ein Motiv gewählt, das fest in der Tradition der deutschen Romantik um 1800, u. a. eines Caspar David Friedrich, verankert ist. Die Natur wurde erstmals zum Spiegel der eigenen Grundstimmung erhoben und die Ruine zum idealen Abbild für die Vergänglichkeit und Endlichkeit des Lebens. Ruth Baumgarte greift in diesem Blatt die spezielle Nass-in-Nass-Technik der Aquarellmalerei wieder auf, um das Vergehen des Lebens auch malerisch auszudrücken. Das stimmungsvolle Aquarell spielt symbolhaft auf den Tod der Mutter Margarethe Kellner-Conrady an, die im August 1969 verstarb.