Eine Unmenge Themen bewegen mich;
zu viele, als dass ein Menschenleben
ausreichen würde, ihnen allen eine Gestalt
geben zu können.

Ruth Baumgarte

Als gegenständliche Künstlerin ist Ruth Baumgarte (1923-2013) auf die Wirklichkeit ausgerichtet. Doch wendet sie sich in ihrem Œuvre dem innerlich Erlebten in immer neuen Formulierungen zu. In diesem Punkt folgt sie der Deutschen Romantik, als Betrachterin auf eine Welt zu blicken und dabei den Sehnsüchten und Hoffnungen nach einer idealen Welt beim Scheitern zuzusehen.

Afrika, der rätselhafte Kontinent mit seiner Kraft, aber auch seinen großen sozialen und politischen Veränderungen, wird zum Impuls ihres fulminanten farbgesättigten Werks, das international große Beachtung findet.

„Ruth Baumgarte brachte mit ihrem explosiven Spätwerk das gleißende Licht Afrikas nicht nur nach Europa, sondern auch in die USA, das tief empfundene Licht des Südens war so zuvor noch nicht dargestellt worden. Mit der einzigartigen Intensität ihrer Gemälde reiht sie sich in die Genealogie der großen Koloristen des 20. Jahrhunderts ein“, bemerkt Klaus Albrecht Schröder, Generaldirektor der Albertina Wien.

Ich bin kein Käthe-Kollwitz-Typ. Politik bewegt mich,
aber ich kann die Welt nicht bewegen, nicht ändern,
nur beobachten…

Ausstellungstätigkeit und Ehrungen

Ihre Arbeiten wurden seit 1947 in nationalen und internationalen Galerien und Institutionen gezeigt. Große Übersichtsschauen ihres Afrika-Zyklus fanden 2017 im Ludwig Museum Koblenz, 2018 in der Ludwig Stiftung im Marmorpalast des State Russian Museum in St. Petersburg sowie im Städtisches Museum Braunschweig 2019 statt. Die erste Retrospektive mit 180 Werken richtete 2022 das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund aus. Einen Höhepunkt bildete die Schau über den Afrika-Zyklus in der Albertina in Wien 2022/23, die von über 200.000 Personen besucht wurde.

Öffentliche Anerkennung und Ehrungen erfuhr Ruth Baumgarte postum auch durch die Errichtung einer Gedenkstele in Berlin-Karlshorst 2020 für ihre systemkritische künstlerische Verarbeitung der rassisch, religiös und politisch motivierten Verbrechen während des Nationalsozialismus. Seit 2021 wird in Berlin-Karlshorst eine Straße mit ihrem Namen benannt.

Zudem trägt auch eine der Bielefelder Stadtbahnen seit 2021 den Namen der Künstlerin. Mit dieser Auszeichnung wird sie von der Stadt Bielefeld nachträglich für ihre Lebensleistung als verdiente und hochgeschätzte Bürgerin geehrt und ein Beitrag zur Erinnerungskultur der Stadt Bielefeld geleistet.