
Frühes Selbstbildnis, um 1947, Öl auf Hartfaser, 45 x 37 cm
Frühes Selbstbildnis, um 1947
Die Königsdisziplin des Ölbildes setzt Ruth Baumgarte in der Zeit von 1946 bis 1953 ein, um wichtige erste Porträts und Landschaften zu realisieren. Mit diesem Selbstbildnis fügt sie der bedeutenden Tradition von Künstlerporträts im Atelier eine eigenständige, weibliche Fassung hinzu.
Mit Baskenmütze, Zigarette, Pinsel und Palette in der Hand stellt sie sich in einem weißen Malerkittel und dem Ringelpullover, den sie damals oft trug, dem Gegenüber selbstbewusst entgegen. Ihre Gestalt füllt als Brustbild das Bildformat fast gänzlich aus. An der Wand hinter ihr ist eine aufgespannte Leine zu sehen, an der ein paar Spielpuppen hängen. Die damit gesetzte Bilddiagonale setzt sich von oben links nach unten rechts über die kess in der Lippe getragene Zigarette fort und schwenkt in einer Zick-Zack-Bewegung auf den Pinselstift und die Farbpalette, die scheinbar greifbar nahe am Bildrand platziert ist. So verschränkt die Künstlerin ihre in den Kinderpuppen angezeigte neue Rolle als Mutter virtuos mit ihrem Metier als junge Malerin und macht auf dynamische Weise deutlich, dass sie bereit ist, in beiden Bereichen anzutreten.
Im boheme-artigen Look ihrer Selbstdarstellung und in der postimpressionistischen Technik ihrer Bildgestaltung lehnt sie sich an die Errungenschaften der französischen Avantgardemalerei an. Rot, Blau und Gelb, die Grundfarben der Malerei, finden sich in Reinform auf ihrer Palette. Auch wenn sie die Ölmalerei zugunsten der Aquarellmalerei für einige Zeit aufgeben und flächiger arbeiten wird, wird die helle, klare Farbgebung auch in Zukunft ihr Werk bestimmen.