Schichtwechsel (Arbeitsplatz), 1961, Aquarell, Gouache und Bleistift auf cremefarbenem Papier, 21,6 x 28,3 cm
Schichtwechsel (Arbeitsplatz), 1961
Das Werkstor ist geöffnet. In einer durch Flüchtigkeit und Bewegung geprägten Szene beobachten wir das Kommen und Gehen der Arbeiter zum Schichtwechsel in die lichte Werkshallenarchitektur, die in beeindruckender Weise und Verständnis der funktionalen Zusammenhänge dargestellt ist. Schräg verlaufende Eisenbahnschienen leiten den Blick in den Hintergrund und verleihen dem Raum Tiefe. Direkt hinter dem Werkstor ist rechts das Produkt der industriellen Arbeit zu sehen: der Dampfkessel mit dem die Eisenwerke Baumgarte weltweit wirtschaftliche Erfolge feiern. Er befindet sich noch in der Produktion. Durch die helle, leuchtende Farbigkeit, die aus der Aquarelltechnik resultiert, vermittelt sich die Fabrik als ein positiver Ort.
Vor dem Eingang in die Werkshalle ist in der rechten Bildhälfte ein nach vorn gebückter Mann zu erkennen. Die Figur ist nicht vollständig ausgeführt und auch seine Tätigkeit lässt sich nicht eindeutig bestimmen. Vermutlich wird damit die schwere körperliche Arbeit angedeutet, die in den weitläufigen Hallen der noch nicht automatisierten Eisenwerke stattfindet.
Interessant ist es, dass Ruth Baumgarte in diesem Blatt keine Individuen, sondern schemenhafte Figuren darstellt. Sie betont damit die Anonymität von Industriearbeit. Nicht der Einzelne zählt, sondern das gemeinsame Ganze der Eisenwerke Baumgarte ist entscheidend für das Funktionieren des Betriebs.