
Das flüssige Eisen läuft, 1956, Sepia und Tusche auf Karton, 36 x 30,1 cm, Vorlage für das Oktoberblatt des Eisenwerk Baumgarte-Kalenders von 1957
Das flüssige Eisen läuft, 1956
Ruth Baumgarte ist in den 1950er und 1960er Jahren eng mit dem Eisenwerk Baumgarte verbunden, was sich nicht nur auf die künstlerische Gestaltung der jährlichen Kalendermotive bezieht. Sie nimmt 1952 aktiv an der Grundsteinlegung für die neue Gießerei in Bielefeld-Brackwede-Süd teil. Außerdem berät sie die Firma bei gestalterischen Fragen des Neubaus und am 26.9.1953 tauft sie die beiden neuen Kupolöfen, die das Herzstück der Gießerei sind. In Kupolöfen werden Roheisen und Schrott zu Gusseisen verschmolzen.
In dem Kalenderblatt wird gezeigt, wie das flüssige Eisen in die Gussformen transferiert wird. Vier Arbeiter sind in der großen Werkshalle damit beschäftigt, das flüssige Eisen aus dem Konverter in Gussformen zu füllen, was besondere Konzentration und Präzision erfordert. Die gesamte Anspannung kommt im Zentrum des Bildes mit der Darstellung des flüssigen Eisens, das sich mit Funkenflug und Rauchschwaden in die Form ergießt, zum Ausdruck. In der mit Sepia und Tusche ausgeführten Zeichnung arbeitet sie raffiniert die Hell- und Dunkel-Werte im Lichtkegel des flüssigen Eisens heraus. Der magische Moment wird somit authentisch erlebbar.