Wintertod I, 1982, Aquarell über Kohle auf cremefarbenem Ingrespapier, 52,4 x 78,5 cm

Wintertod I, 1982

Das Aquarell einer winterlichen Flusslandschaft in Blau-, Violett- und schalen Gelbtönen irritiert mit der übergroßen Darstellung eines Frauenkopfes. Die Frau liegt mit ihrem Kopf am Ufer eines Wassergrabens, von ihrem Körper sind nur die Hände sichtbar.

In der surrealistisch anmutenden Darstellung verschmelzen der menschliche Körper und die Natur eng miteinander. Die Aquarellfarbe wurde sehr flüssig eingesetzt, weshalb sich Fließspuren, tränenartige Effekte, an einigen Stellen entdecken lassen. Ruth Baumgarte malte Aquarelle immer aufrecht stehend auf einer Staffelei.

Die Verstorbene lässt sich identifizieren. Es ist Anna-Marie Schubert, die Tante von Ruth Baumgarte, zu der sie ein sehr enges, vertrautes Verhältnis hatte und die häufig für sie Modell gestanden hatte. Das Bild entstand acht Jahre nach ihrem Tod.

Ruth Baumgarte hat mit diesem Blatt die philosophische Grundfrage des Lebens von Werden und Vergehen mit persönlichem Bezug in überzeugender Weise bildlich formuliert. Anna-Marie Schubert (1889-1976) war die ältere Schwester der Mutter von Ruth Baumgarte. In der unmittelbaren Nachkriegszeit lebte sie zusammen mit ihrem Ziehsohn Dieter, Ruth, deren Sohn Thomas und deren Mutter in Bielefeld. Zeitweilig sorgte Ruth Baumgarte mit Illustrationsarbeiten für den Unterhalt der fünf Familienmitglieder.