Umwelt (Möwe), 1984, Aquarell und Kohle auf cremefarbenem Papier, 74,5 x 55,6 cm

Umwelt (Möwe), 1984

Das makabre Bild einer tödlichen Notlandung: Eine Möwe hat sich in Elektrokabeln verfangen und ist verendet. Ein Strommast lugt schräg von rechts in den Bildraum. Er muss durch ein Metallgestänge abgestützt werden. Die Szene ist vor einer südlichen Meereslandschaft gegeben. Unheimlich wirkt der blauviolette Himmel, der die Szenerie überspannt. Kein Mensch ist in Sicht und dennoch haben dessen Maßnahmen den Tod des Vogels verursacht. Das Bild ist eine Anklage gegen den Menschen, der rücksichtslos zu seinem eigenen Vorteil in die Natur eingreift und damit den Lebensraum von Flora und Fauna verändert oder gar zerstört.

Im Entstehungsjahr des Aquarells wurde Deutschland vermehrt durch Umweltkatastrophen erschüttert: Smog in den Großstädten, verursacht durch Kraftwerke, die mit schwefliger Braunkohle beheizt wurden, das Waldsterben wurde immer sichtbarer, ein Dioxin-Skandal auf einer Hamburger Mülldeponie, Senfgasfunde aus dem 2. Weltkrieg auf dem Grund der Ostsee und hochgiftige, leicht radioaktive Kernbrennstoffe nach einem Schiffunglück vor der belgischen Küste - derartige Nachrichten führten zu gesellschaftlichen Debatten und zu einer stetigen Veränderung des Umweltbewusstseins der Bevölkerung. Diese gesellschaftlichen Veränderungen spiegeln sich ab den 1980er-Jahren verstärkt im Werk der Künstlerin wider.