Selbstbildnis, 1944, Bister, schwarze Kreide und Kohle auf cremefarbenem Karton, weiß gehöht, 48,5 x 42,5 cm
Selbstbildnis, 1944
Das Selbstbildnis von 1944, eine Kohle- und Kreidezeichnung, zieht die Betrachter sofort in ihren Bann. Mit leicht geneigtem Kopf schaut sie das Gegenüber aufmerksam, eindringlich und herausfordernd an. Ihr vom Wind zerzaustes Haar korrespondiert mit den aufgewühlten Wogen des Meeres im Hintergrund und einer aufsteigenden bedrohlichen Wolkenwand. Gegen diese bewegten Elemente setzt sie jedoch ihre geballte Faust.
Die Künstlerin knüpft mit diesem „Willensgriff“ an eine u. a. von Albrecht Dürer verwendete offizielle Porträtform der Malerei des frühen 16. Jahrhunderts an und demonstriert Willensstärke und Durchsetzungskraft. Ruth Baumgarte gibt mit ihrer pointierten Körpersprache und der Naturmetapher der unruhigen See Einblick in ihre ‚aufgewühlte’ Gefühlslage inmitten der 1940er Jahre und zeigt ihre Bereitschaft, trotz unruhiger Zeiten als Künstlerin jetzt anzutreten.