Leben, um 1950, Tusche (Feder, Pinsel) und Aquarell auf farbig grundiertem Papier, 29,7 x 21,8 cm
Leben, um 1950
In der Tusch- und Aquarellzeichnung Leben beschäftigt sich die Künstlerin mit ihrem Dasein in der unmittelbaren Nachkriegszeit, als sie als berufstätige Frau für den Lebensunterhalt mehrerer Menschen in einer engen Wohnung aufkam.
Die ungewöhnliche Komposition des Blattes überrascht: Verschiedenste Figuren kreisen um das Bildzentrum, welches durch eine überdimensional gezeichnete, junge Frau eingenommen wird. Sie hat den Arm aufgestützt und sieht nachdenklich zur Seite, während sich das Figuren-Karussell unablässig dreht. Das „Lebensrad“ zeigt die moderne Frau in Rollen, die sie sozusagen alle gleichzeitig zu erfüllen hatte: Kranke pflegen, servieren, bügeln, den Garten bepflanzen, tanzen, als Mutter agieren und, für diese Zeit für Frauen noch nicht selbstverständlich, Auto fahren. Rechts unten hat sich die Künstlerin selbst am Schreibtisch mit Feder, Tusche und Papier porträtiert.
Um 1949 startete Ruth Baumgarte ihre Karriere als freischaffende Künstlerin und gefragte Illustratorin für Zeitungen und Buchverlage. Hellsichtig und noch vor der Zeit der gelebten weiblichen Emanzipation ehrt Ruth Baumgarte mit ihrem Werk Leben die zahlreichen Aufgaben einer Frau in der Moderne.