Apollo Theater. Das Haus der Weltattraktionen, um 1952
Aquarell, Kreide und Tusche (Feder) auf Papier, 19,5 x 14 cm
Apollo Theater. Das Haus der Weltattraktionen, um 1952
Um 1952 fertigt Ruth Baumgarte einen Entwurf für das Titelbild des unregelmäßig, aber stetig erscheinenden Programmheftes des Düsseldorfer Apollo Theaters. Das Haus wurde ab 1950 von ihrem Vater, Kurt Rupli, geleitet.
Das Apollo Theater hatte eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Das 1898/99 im neobarocken Stil erbaute Eckhaus an der Königsallee, Ecke Adersstraße diente für Operetten- und Lustspielaufführungen sowie für Varieté- und Zirkusdarbietungen. Es traten dort Stars wie die Sängerin Zarah Leander, der Jazztrompeter Louis Armstrong, der Clown Charlie Rivel und der Jazzmusiker Lionel Hampton auf. 1921-25 zog das Städtische Theater in das Gebäude. 1930 wurde die Fassade mit geradlinigen, fast schmucklosen Elementen erneuert, wodurch sie optisch moderner wirkte. Ab 1937 wurde das Apollo Theater von der UFA als Kino übernommen, dann 1942 durch eine Brandbombe zerstört und nicht mehr nutzbar. 1950 konnte das Gebäude wiederaufgebaut werden und ein Neuanfang gelang. Neben Kinofilmen, Konzerten, Operettenaufführungen und Bühnengastspielen, so u.a. 1956 das musikalische Drama Porgy and Bess, fanden dort auch Karnevalsbälle und Kongresse statt.
Die Titelseiten des Programmheftes der Nachkriegszeit wurden im Laufe der Jahre von verschiedenen Illustratoren gestaltet. Das markante Gebäude stand dabei immer im Fokus.
Ruth Baumgarte erzeugt mit der Durchlässigkeit des Aquarells und durch akzentuierende Kreidestriche eine dynamisierte Architektur. Leicht schräg nach links geneigt und auf die grundlegenden Fassadenelemente reduziert, entsteht eine energetisch aufgeladene Darstellung, die letztlich auch dem Geschehen des Ortes entspricht. Sie nutzt die Sogwirkung der Eingangssituation geschickt aus und lässt das Gebäude wie ein geöffnetes Auge wirken. Im Vergleich zu vorherigen und späteren Entwürfen des Programmhefttitels, ist der nahezu expressive Entwurf von Ruth Baumgarte am stärksten künstlerisch motiviert und wurde 1952 für drei Ausgaben verwendet.
1959 wurde das Apollo Theater endgültig geschlossen, 1966 das Theatergebäude abgebrochen und in den späten 1960er Jahren dort das heutige Geschäfts- und Bürohaus errichtet.