Triptychon, 1995-97, Öl auf Leinwand, 120 x 80 cm (links), 120 x 120 cm (Mitte), 120 x 80 cm (rechts)
Even the Elephant´s Death Will Occur on a Single Day, 1995-1997 (linker Teil)
Die Titel der flankierenden Bilder des Triptychons sind verschlüsselt. Die linke Szene heißt übersetzt: Sogar der Tod eines Elefanten wird an einem einzigen Tag eintreten. Drei Geier taumeln schwebend durch die Luft. Sie sind in Afrika immer dort, wo etwas verendet ist. Die drei Adler der rechten Tafel mit dem übersetzten Titel Der Strom der Zeit hocken auf einem Felsvorsprung, während ein vierter freischwebend zwischen den Felsformationen etwas am Boden fixiert. Der Adler steht symbolisch für das Leben und gilt als Spender des Lichts und der Fruchtbarkeit. Gewiss wollte die Künstlerin mit dem Triptychon auf den notwendigen gesellschaftlichen Wandel der afrikanischen Gesellschaft verweisen, der Mitte der 1990er Jahre mit dem Ende der Apartheid-Politik in Südafrika einen epochalen Umbruch erlebte.
Turn of the Fire, 1995-1997 (mittlerer Teil)
Ruth Baumgarte wählte das repräsentative Bildformat des Triptychons, um die Bedeutung der mittleren Bildszene zu pointieren. Sie zeigt eine überlebensgroße, junge afrikanische Frau, die ein Reisigbündel auf dem Rücken trägt. Mit Hilfe eines Stirngurtes balanciert die Trägerin die schwere Last aus. Sie blickt mit einem skeptischen, schmerzverzerrten Blick am Betrachter vorbei. Hinter ihr sind zwei auf dem Boden hockende Figuren zu sehen, die Holz aufschichten. Das Feuermachen gehört in Afrika zu den Pflichten der Frauen, die vorher oft stundenlang nach Holz suchen müssen, bevor es ein Feuer geben kann. Das stiehlt den Frauen viel Zeit und das Kochen am offenen Feuer ist zudem eine hohe gesundheitliche Last, denn der eingeatmete Rauch lässt viele Frauen erkranken.
The Stream of Time, 1995-1997 (rechter Teil)
Das dreiteilige Bild begegnet uns mit kraftvoller Farbigkeit. Von den leuchtenden Grundfarben Rot, Gelb und Blau geht eine energetische Wirkung auf die Betrachtenden aus. Triptychen gibt es seit dem 15. Jahrhundert. Bis Ende des 19. Jahrhunderts finden sie sich ausschließlich im religiösen Kontext. Ein Triptychon ist ein dreiteiliges Bild, das aus einer Mitteltafel und zwei schmaleren Seitenbildern besteht. Es diente dazu, bestimmte Figurenszenen und Inhalte aus der Bibel auf der Mitteltafel zu betonen. Auf den Seitentafeln wurden Nebenfiguren oder ein chronologischer Ablauf dargestellt. Meist wurde eine Leserichtung von links nach rechts eingehalten. Im 20. Jahrhundert entstanden bedeutende Triptychen von Otto Dix, Max Beckmann, Oskar Kokoschka, Barnett Newman oder auch Francis Bacon. Religiöse Themen spielten dabei meistens nur noch eine untergeordnete Rolle, seine Dreigeteiltheit wirkt jedoch nach wie vor als emphatische „Pathosformel“. So widmete sich das Triptychon im 20. Jahrhundert genauso kapitalen Themen, die die Menschheit nun politisch und sozial bewegten.