Das Aquarell wird 1964 für den Kalender 1965 des Eisenwerk Baumgarte geschaffen. Im Mittelpunkt der Komposition steht ein Trecker oder Baufahrzeug, das wirkungsvoll auf den Betrachter zufährt. Der Fahrer wendet sich nach hinten ab; worauf er blickt, ist nicht sichtbar. Durch differenzierten Farbeinsatz erhält das wirklichkeitsnah gestaltete Zugfahrzeug dynamische Lebendigkeit. 

Der Mittelgrund zeigt einen Stahlabstich, was die explosionsartige, gelborange Farbigkeit und die Arbeiter am rechten Bildrand erklärt. Im Hintergrund sind in Violett und Blau Industriebauten mit Förderbändern und Erzhalden gegeben. Nicht geklärt werden kann, ob es sich um eine Industrieanlage im Ruhrgebiet oder um ein Projekt im Ausland handelt, was bei zwei anderen Bildern dieser Serie der Fall ist. 

Eindrucksvoll und nahezu expressiv setzt Ruth Baumgarte in diesem Blatt die Leuchtkraft der Aquarellfarbe ein. Sie verwendet keine Lokalfarben, sondern unterwirft die Farbgebung der Bildgegenstände einer inneren, expressiv aufgeladenen Bildlogik. Das Blatt lässt sich auf zweierlei Art interpretieren: Einerseits werden technischer Fortschritt und industrielle Entwicklung eindrucksvoll und durchaus positiv konnotiert dargestellt. Das Fahrzeug im Vordergrund ist ein Erzeugnis der Eisen- und Stahlbranche und bedeutet geschichtlich gesehen eine ungeheure Arbeitsentlastung für die Landwirtschaft und den Straßenbau. 

Anderseits sind auch bereits in den 1960er Jahren die negativen ökologischen Auswirkungen der ungehemmten Industrialisierung der Nachkriegszeit spürbar. Vielleicht deutet Ruth Baumgarte diesen Aspekt in dem Blatt mit den in den Farben der Melancholie gegebenen Industrieanlagen an. Später in den 1970er Jahren entstehen weitere Kompositionen, in denen sie sich als kritische Beobachterin der fortschreitenden Zerstörung der Umwelt erweist.