Dortmund Wirtschaftswunder 2018

I N H A LT ࢧ C O N T E N TS VORWORT ∕ FOREWORD MICHAEL DÜCKERSHOFF RUTH BAUMGARTE. BILDER ZU WIEDERAUFBAU „…ARBEIT GEBIETET DIE FORDERUNG DES TAGES…“ AND EXPANSION SANDRA MÜHLENBEREND UND EXPANSION SANDRA MÜHLENBEREND HANNO SOWADE RUTH BAUMGARTE. IMAGES OF RECONSTRUCTION ‘…WORK DICTATES THE CHALLENGES OF THE DAY…’ HANNO SOWADE 39 47 SEITE 6 SEITE 9 21 PLATES TAFELN ARBEITSALLTAG ∕ WORKING WORLDS PRODUKTIONSWELTEN ∕ WORLDS OF PRODUCTION WIRTSCHAFTSWUNDER ∕ THE ECONOMIC MIRACLE SEITE 57 SEITE 61 SEITE 97 SEITE 125 APPENDIX ANHANG BIOGRAFIE ∕ BIOGRAPHY AUSSTELLUNGEN ∕ EXHIBITIONS BIBLIOGRAFIE ∕ BIBLIOGRAPHY IMPRESSUM ∕ IMPRINT SEITE 153 SEITE 155 SEITE 160 SEITE 161 SEITE 168 180209_Litho_Farb_Katalog 2.indd 4-5 09.02.18 13:00

MICHAEL DÜCKERSHOFF Leiter des Hoesch-Museums, Dortmund VO RWO RT D ie Ausstellung Ruth Baumgarte und das Wirtschaftswunder. Farbrausch am Kessel ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: Zum einen befassten sich Künstlerinnen von jeher nur höchst selten mit der Motivwelt der Stahlindustrie. Seit den Inkunabeln, etwa der Harkortschen Fabrik auf Burg Wetter an der Ruhr (1834) von Alfred Rethel oder des Lenderdorfer Walzwerks (1838) von Carl Schütz, wurden Industriebilder ausschließlich von Männern gemalt. Zum anderen fehlen gerade aus der Zeit des sogenannten bundesdeutschen Wirtschafts- wunders künstlerische Stellungnahmen zur Arbeitswelt aus weiblicher Sicht. Diese Lücke wird durch die zwischen 1952 und 1968 entstandenen Aquarelle und Zeichnungen der Künstlerin Ruth Baumgarte (1923–2013) geschlossen. Zugang zum Sujet der Schwerindustrie fand die aus Berlin stammende Künst- lerin durch ihren zweiten Ehemann Hans Baumgarte, dem Eigentümer eines traditionsreichen und prosperierenden Unternehmens im Kessel- und Apparate- bau in Bielefeld. Ohne diese emotionale Beziehung wären die Werke wohl nie entstanden. Wie sonst hätten die unterschiedlichen Welten einer humanis- tisch geprägten Berliner Künstlerin und eines ostwestfälischen Unternehmers zusammentreffen können? Heute geben die erhaltenen Arbeiten einen äußerst aufschlussreichen Einblick in die bundesdeutsche Wirtschaftsgeschichte vor allem der 1950er- und 1960er- Jahre. Sowohl die Darstellungen der Anlagen als auch die der Arbeiter sind universell anzusehende Ikonen – sie hätten in gleicher Weise im Ruhrgebiet, in Dortmund, entstanden sein können. Die Ausstellung und die vorliegende Publikation knüpfen nahtlos an die Samm- lungs- und Ausstellungsaktivitäten des Hoesch-Museums an. Zu erwähnen sind hier künstlerische und inhaltliche Parallelen zu den im Besitz des Hoesch- Museums befindlichen Werken der Industriemalerin Ria Picco-Rückert (1900– 1967) sowie zu den Arbeiten des einst für die Firma Hoesch tätigen Werbegrafikers und Illustrators Ulrik Schramm (1912–1995), dem das Hoesch-Museum 2013 eine eigene Ausstellung widmete. Der Kunststiftung Ruth Baumgarte, vor allem ihrem Vorsitzenden Alexander Baumgarte, sei herzlich gedankt für die gute Kooperation, die konzeptionelle Ausgestaltung und Realisierung dieses Projekts. Mein Dank gilt auch Martin Fenner, der für die Koordination des ehrgeizigen Ausstellungsvorhabens zu- ständig war. MICHAEL DÜCKERSHOFF Director of the Hoesch-Museum, Dortmund FO R E WO R D T he exhibition Ruth Baumgarte and the Economic Miracle. A Rush of Colour is noteworthy for several reasons. First of all, through- out history, it is extremely rare that female artists have dealt with motifs of the steel industry. Since the time of the incunabula – as, for example, in the cases of Alfred Rethel’s The Harkort Factory at Burg Wetter (1834) or Carl Schütz’s The Lendersdorf Rolling Mill (1838) – industrial images have been painted exclusively by men. Secondly, particularly from the period of the so-called German Economic Miracle after the Second World War, there is a notable absence of artistic commentaries from female perspectives on the working world. The watercolours and drawings produced between 1952 and 1968 by Ruth Baum- garte (1923–2013) go quite some way towards filling this gap. A native of Berlin, the artist gained access to the subject of heavy industry because of her second husband, Hans Baumgarte, who owned a long-standing prosperous company in Bielefeld that constructed boilers and heat exchangers. Without this personal connection, it is probable that the works would never have been created. For how else would the disparate worlds of a humanistically motivated artist from Berlin and a businessman from East Westphalia have come together? Today, those works that have been preserved provide us with highly informative insights into the economic history of the Federal Republic of Germany, especially that of the 1950s and 1960s. Baumgarte’s depictions of both the plants and the workers can be seen as universal icons: they could just as easily have been painted in the Ruhr region, for example – right here in Dortmund. The exhibition and this publication tie in seamlessly with the Hoesch Museum’s collecting and exhibition activities. Notable here are the artistic and substantive parallels to the works of the industrial painter Ria Picco-Rückert (1900–1967) that are part of the Hoesch Museum’s permanent collection, as well as to those of the commercial artist and illustrator Ulrik Schramm (1912–1995), who once worked for the Hoesch company and to whom the Hoesch Museum devoted an exhibition in 2013. We wish to express our heartfelt thanks to The Art Foundation Ruth Baumgarte, and in particular its president, Alexander Baumgarte, for the excellent coop- eration and the conceptual design and realisation of this project. I would also like to thank Martin Fenner, who was responsible for coordinating this ambitious exhibition. 180209_Litho_Farb_Katalog 2.indd 6-7 09.02.18 13:00

8 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER 9 SANDRA MÜHLENBEREND R U T H BAU M G A RT E . B I L D E R Z U W I E D E R AU F B AU U N D E X PA N S I O N 1 Vgl. Kunstausstellung Eisen und Stahl, hrsg. vom Kuratorium Kunstausstellung Eisen und Stahl, mit einem Geleitwort des Bundespräsidenten Theodor Heuss, Ausst.-Kat. Düsseldorf, Düsseldorf 1952. 2 Das industrielle Potenzial in den Westzonen erwies sich als unverzichtbar für den Wieder- aufbau Europas. Die Westalliierten banden die westdeutsche Wirtschaft eng in einen europäischen Kontext, vor allem durch die Gründung der Montanunion 1950, die die Beziehungen der Schwerindus- trie regelte. Vgl. Engelskirchen, Lutz: „Eisen und Stahl. Ausstel- lungen zum Industriebild von Deutschland“, in: Die zweite Schöpfung. Bilder der industri- ellen Welt vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Ausst.-Kat. Deutsches Historisches Museum, hrsg. von Sabine Beneke und Hans Ottomeyer, Berlin 2002, S.

10 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Bilder zu Wiederaufbau und Expansion 11 Ruth Baumgarte ist eine der wenigen Künstlerinnen in der Geschichte des Industriebildes, die sich mit Industrie, Technik und Arbeit künstlerisch aus- einandergesetzt haben. Bis heute ist sie die einzige Künstlerin, die den Ge- genstand direkt vor Ort, statt an Vorlagen im Atelier studierte. Deutlich hebt sie sich von dem neuen visuellen Paradigma der 1950er-Jahre ab – der Pastell- epoche 6 –, die die Leichtigkeit und Freundlichkeit der Industrie zu suggerieren versuchte. Stattdessen schaut sie den Arbeitern in die Gesichter, porträtiert sie bei der Arbeit und setzt markant eine zum Teil neue Bildsprache für die Kraft körperlicher Arbeit ein. Ruth Baumgarte wuchs in Berlin auf; sie erlebte den Übergang von der Weimarer Republik in die NS-Diktatur und studierte von 1941 bis 1944 Grafik und Malerei an der Berliner Hochschule für Bildende Künste. Prägend waren ihre Profes- soren Gerhard Ulrich, Wilhelm Tank und Kurt Wehlte, deren künstlerische Expertisen im Werk der Künstlerin widerscheinen: die Kraft der Zeichnung und des schnellen, sicheren Strichs lehrte sie Gerhard Ulrich; anatomisches Wissen und das zeichnerische Studium von Werktätigen vermittelte Wilhelm Tank. Das auffallende farbtechnische Wissen der Künstlerin darf mit ihren Kursen bei Kurt Wehlte begründet werden. 7 Darüber hinaus inspirierte Baum- gartes Kommilitone Florian Breuer, ein Schüler Max Kaus’, sie zu expressiverer Aquarellmalerei. 8 1946 verließ Ruth Baumgarte Berlin und zog gemeinsam mit ihrer Mutter nach Bielefeld, in die Heimat ihres ersten Ehemanns, dem Kunstmaler Eduard Busse. Als sich die Eheleute bald darauf trennten, beschloss Baumgarte, in Bielefeld zu bleiben und sich eine Existenz als freischaffende Malerin und Grafikerin aufzubauen. In dieser Zeit sorgte sie nicht nur für ihren eigenen und den Lebens- unterhalt der Mutter sowie weiterer Familienangehöriger, sondern auch für den ihres 1947 geborenen Sohnes Thomas. Bereits 1948 lernte sie anlässlich einer Ausstellung zu Kinderporträts, an der sie teilnahm, Hans Baumgarte, Eigentümer eines trotz Kriegsfolgen pros- perierenden Bielefelder Eisenwerks, kennen. Als die beiden im Jahre 1952 heirateten, kam Baumgarte erstmalig mit der Stahlindustrie in Berührung. Faszinierend waren für sie nicht vorrangig die augenscheinliche Wucht der Dimensionen, nicht die Macht der Elemente, sondern die in der Schwerindustrie arbeitenden Menschen. Das Bild Arbeiter (s. Abb. S. 65) von 1961 gehört zu den stärksten Werken der Arbeitswelten Baumgartes. Es kann als Brückenbild zwischen der suchenden Jugend und dem erfahrenen, wissenden Alter interpretiert werden. In dem Werk konzentriert die Künstlerin die proletarische Existenz, indem sie das Typische im Individuellen herausarbeitet, ohne das Individuelle dabei dem Typischen zu opfern. Im Bild Der Morgen (s. Abb. S. 63) von 1958 wird dieses Verständnis besonders evident. Es ist auf das Gesicht eines älteren, stark ausgemergelten Arbeiters im Vordergrund konzentriert, der die angedeutete Masse in der Straßenschlucht im Hintergrund zu repräsentieren scheint. Ähnlich Joseph Stellas Arbeiter- Joseph Stella ∙ In the Glare of the Converter ∙ 1908 Kohle auf Papier 6 Vgl. Türk, Klaus: Bilder der Arbeit. Eine ikonografische Anthologie, Wiesbaden 2000, S. 329. 7 Straub, Rolf E.: „Kurt Wehlte als Kunsttechnologe“, in: Akademie-Mitteilungen, 6. Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart, hrsg. von Wolfgang Kermer, Stuttgart 1975, S.

12 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Bilder zu Wiederaufbau und Expansion 13 ARBEITSWELTEN Der Zyklus Arbeitswelten repräsentiert insofern einen Realismus, indem er auf der Grundlage lebendiger Erfahrung basiert. Jedoch übersetzt Baumgarte im Hauptwerk dieses Zyklus diese nicht in eine, in naiver Praxis entstandenen „objektiven“ Wirklichkeitsschilderung, sondern in synthetische Realmontagen aufeinander bezogener dokumentarischer Elemente, deren Lenkung in der Steigerung des Themas vor allem auf Farbe basiert. Mit ihrer eigenen Inszenierung 1979 (s. Abb. S. 150) – in Anlehnung an Arbeiter- porträts – zeigt sich, welchen Stellenwert Arbeit für Baumgarte im Allgemeinen hatte und wie sie das Skizzieren in Industriehallen, das jahrelange künstle- rische Arbeiten zum Bielefelder Eisenwerk Baumgarte im Besonderen prägte. Zwischen 1953 und 1968 skizzierte, zeichnete und aquarellierte sie neben ihren künstlerischen Schwerpunkten Landschaft und Porträt Szenen aus der Industriegeschichte sowie situative Erlebnisse in den Baumgarte-Werken – unter anderem für den jährlichen Firmenkalender. Für Ruth Baumgarte muss diese Arbeit eine Herausforderung gewesen sein – ein selbst gewähltes Unterfangen in Teilhabe mit der Arbeitswelt ihres zweiten Ehemannes, Eigentümer des Eisenwerks Baumgarte. Anfänglich, 1953, nutzte sie die ihr gebotene Bühne vermutlich als klassischen Illustrationsauftrag, mit Rückgriff auf gelernte Standards, die den erzählenden Buchillustrationen ihres Lehrers Gerhard Ulrich ähnlich sind. Die Zeichnungen bedienen sich einer adäquaten Bildsprache und transportieren akademisches Handwerk mit An- sätzen einer modernen Haltung. Über die Zeit jedoch steigt Baumgarte hinab: in die Industriehallen, in die Schwerindustrie. In den kommenden Jahren ist erkennbar, wie Baumgarte sich gegenüber dem Traditionellen emanzipiert, sie spezifische Raumtypen des Industriebildes aufnimmt und in starke Farbpaletten überträgt und abstrahiert. Im Konden- sieren ihrer modernen Formensprache löst sie sich zwar nicht von einer realistischen Herangehensweise, doch entstehen Kompositionen, die zugleich illusionistisch tief sind und einen flächigen Bild-Farbraum aufbauen. Geschickt öffnet sich die Künstlerin dem neuen thematischen Gegenstand: Aus ihrer Studienzeit existieren Tuschfeder- und Kohlezeichnungen wie Arbeiter auf dem Dach von 1943 und Arbeitspause beim Verladen „vor Ort“ der Salzblöcke auf die Schüttelrutsche von 1943!!/!44, deren bildkünstlerisches Augenmerk erkennbar auf der skizzenhaften Wiedergabe vom ruhenden Körper liegt. Die Arbeitspause besitzt in den künstlerischen Darstellungen von Arbeit seit jeher einen besonderen Wert, lässt sich der Arbeiter im Ruhestadium doch gut stu- dieren und porträtieren. 10 Es fällt jedoch auf, dass im Vergleich zu den heroi- sierenden Arbeiterbildern der damaligen Zeit, etwa zur verherrlichten Arbeits- kraft in der NS-Kunst, die Arbeiter hier in stiller Zurückgezogenheit dargestellt sind. Die isolierte Gruppenhaftigkeit in beiden Bildern sowie der disparate Hintergrund stellen in der deutschen Kunst zwischen 1933 und 1945 ein inter- pretatorisches Wagnis dar. Die gebückten Körperhaltungen entsprechen dem für den Nationalsozialismus typischen rassistisch-biologischen Körperkult nicht. Stattdessen ist ihnen das Individuelle eigen, das Nachdenkliche. Ruth Baumgarte ∙ Arbeiter auf dem Dach ∙ 1943 Tusche, Kohle auf Papier 56.2 × 43 cm 10 Vgl. Türk 2000, S.

14 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Bilder zu Wiederaufbau und Expansion 15 Ruth Baumgarte ∙ Arbeitspause beim Verladen „vor Ort“ der Salzblöcke auf die Schüttelrutsche ∙ 1943/44 Tusche auf Papier 21 × 15.4 cm Die zeichnerische Konzentration auf den freien Körper im Zustand der Ent- spannung, wie er sich in der Arbeitspause darstellt, wiederholt sich – nun in Anspannung und völlig neuem Kontext – in zwei Rötelzeichnungen von 1953, Verladung und Veredelung des Erdöls (s. Abb. S. 128 und S. 129). Erstere zeigt einen Hafen mit Kran und Schiff im Hintergrund, das mit einem Kessel beladen wird; links im Vordergrund zwei Arbeiter, rechts Kisten, Säcke und eine ange- deutete Schiene. Die Schwere und Dynamik der Verladung wird mit der Rücken- ansicht des ersten Arbeiters eingefangen, indem die Figur weit nach vorne ins Bild gebeugt ist, die Arme zum Rücken hin angewinkelt sind, so weit, dass der rechte Ellenbogen die ziehenden Kräfte, die am Kessel wirken, symbolisch zu verstärken scheint. Diese gelungene Körperstudie kontrastiert mit dem eher illustrativen, mit dünnerem Strich festgehaltenen Hintergrund und dem zweiten Arbeiter im Profil hinter ihm, der staunend das Geschehen verfolgt. Auch in der zweiten Zeichnung Veredelung des Erdöls ist im Vordergrund eine Arbeiterfigur in Rückenansicht zu sehen, deren anatomische Ausformulierung von der an- gedeuteten Montagesituation mit weiteren Arbeitern abweicht. In beiden Zeichnungen wirken die motivischen Versatzstücke von Technik und Industrieanlagen schematisiert und fragmentiert. Es ist der Arbeiter, der die Szene dominiert und zur inhaltlichen Botschaft wird: Seine Körperkraft und Kondition sind Grundlage für die Prozesse im Hintergrund. 1963 greift Baumgarte Facetten der verkörperlichten Arbeit noch einmal auf und zeigt sie direkt in Aktion, beispielsweise in der Tuschezeichnung Gießerei (s. Abb. S. 84). Doch im Unterschied zu den Zeichnungen von 1953 gibt die Künstlerin dem Gießer nun ein Gesicht, transferiert ihn vom Symbol der Arbeitskraft in die szenische Handlung einer Tatkraft. Baumgarte montiert zudem Technik- und innere wie äußere Raumfragmente ineinader, die in schwarzer Tusche gehalten sind; dagegen heben sich die Arbeiter in Verlebendigung und scheinbarer „Verschmelzung“ mit dem heißen Gießkessel rot-bräunlich ab. Die in ihrer Komposition an filmische Storyboards erinnernde Zeichnung ist Höhepunkt der Arbeitswelten – sie bahnt den Weg zur Synthese zwischen akademisch-realistischer Figurenzeichnung und der abstrahierenden Raumauffassung der zeitgenössischen Moderne. In ihr, wie auch in den Zeichnungen Der Ruf oder Schweißer (s. Abb. S. 76 und S. 81), entstanden ebenfalls 1963, manifestieren sich zudem Rückgriffe auf künstle- rische Techniken aus der in Deutschland politisch engagierten, kritischen Kunst der 1920er- und 1930er-Jahre, vorzugsweise Prinzipien der Zusammenführung von fragmentierten Elementen wie etwa bei John Heartfield oder Hannah Höch. Baumgarte kann ihre Erfahrungen als Zeichnerin in den Berliner Kaskeline- Zeichenfilm-Ateliers zwischen 1942 und 1943 für Verfremdungen, Fokussierun- gen und Irritationen der Sehgewohnheiten nutzen, die bis dahin im Industriebild und Arbeiterbild nirgends als formale Neuerung genutzt wurden. Im Gegensatz zu diesen auf Dynamik zielenden Arbeiten widmet sich Ruth Baumgarte auch ruhigen Momenten, besonders in ihrer skizzenhaften Erfassung von technischen Details, die sie Mitte der 1950er-Jahre in einem Skizzenbuch festhielt und die sie mit Berufsdarstellungen respektive Arbeitshandlungen an Maschinen kombiniert. Ihre Detailtreue setzen ein technisches Verständnis und ein hohes Interesse am Gegenstand voraus. Nähert sich Baumgarte 1954 dem Arbeiter in den Berufsdarstellungen noch zaghaft, fast schematisch, kombiniert sie mit dem Kennenlernen einzelner 180209_Litho_Farb_Katalog 2.indd 14-15 09.02.18 13:00

16 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Bilder zu Wiederaufbau und Expansion 17 Protagonisten später souverän Typisches mit Individuellem. Jedoch steht zu- erst die skizzenhafte Erschließung von Technik im Vordergrund, die sie 1957 beispielsweise in der Tuschezeichnung Strahlungs- / Eckrohrkessel in der Mon- tage (s. Abb. S. 113) als künstlerische Ergebnisse der eigenen Figuren-, Raum- und Technikerfahrung zusammenzufassen vermag. Zehn Jahre später, 1967, schließt der industrielle Arbeitswelten-Zyklus fulminant mit Arbeiterbildern auf dunklem farbigen Karton, der gleichzeitig Raumdimension und -atmosphäre bestimmt. Ausschnitthaft sind Schweißer, Fräser, Bohrer, Kranführer und Konstrukteur (s. Abb. S. 89–93, 95) an ihren Werkzeugen abgebildet, in ihrer Handlung ver- tieft und durch die Leitfarben Rot, Blau und Gelb kontrastiert. Der Einsatz markanter Leitfarben auf sehr dunklem Karton erinnert an Prinzipien der Pop Art, wobei diese durch die skizzenhafte Wiedergabe der Technikzitate bezie- hungsweise -fragmente wiederum gebrochen wird. Und dennoch: Die Farben stehen ähnlich wie bei der Pop Art nicht vordergründig für einen Gefühlshaushalt, sie divergieren Form und Funktion, werden zur Botschaft wiederkehrender Bildelemente. Blau ist dabei die dominierende Farbe, die die Arbeitskleidung kennzeichnet, gleichwohl sie, wie beim Konstrukteur, auch Mensch und Umge- bung für Arbeit schlechthin fast komplett erfasst. Die Gesichter sind rot und korrespondieren wie beim Fräser mit den Rottönen im Hintergrund, das die Hitze/das Feuer in der Eisenverarbeitung transportiert. Metall- und Eisendetails sind neben ihrer schwarzen Kontur mit Gelb akzentuiert, wobei das Gelb des Gesichts und der Hände beim Schweißer zum roten Hintergrund kontrastieren. Farbe ist hier Programm und ein Kondensat der breiten Farbpalette, die Baum- garte ab 1959 für die Arbeitswelten benutzt. RAUMKONSTRUKTIONEN UND FARBE Noch gedämpft führt sie die drei genannten Leitfarben in die durch Mischtechnik aus Grafik und Malerei entstandenen Bilder zu Einblicken in Fabrikhallen und Lager- wie Bauplätzen ein. Mit unendlichen Fluchten in den Raum, sei es beim Morgen, im Lager der Kesselbau-Werkstoffe oder Wir bauen unsere Produktion weiter aus (s. Abb. S. 99 und 100), erfasst die Künstlerin atmosphärisch ineinan- dergreifende Szenen: In Lager der Kesselbau-Werkstoffe bildet ein tatkräftiger Arbeiter mit dynamischen Zeigegestus vor einem Lagerplatz mit einer Brücken- konstruktion den Auftakt. In verschiedenen Perspektiven eröffnet die Künst- lerin die Industriehallen. Je näher sie den Raum, die Technik erfasst, umso mehr rücken die Arbeiter zu Staffagen in den Hintergrund. Hier wird Industrieschönheit postuliert, und zwar in der Art eines Guckkastens, der den Blick des Betrachters in einen offenen Raum lenkt – zuweilen frontal oder in einem Weitwinkelformat mit ausgeprägter 3D-Wirkung – wie eben in jenem Bild Lager der Kesselbau- Werkstoffe, wo die Rohre aus dem Bild herauszuragen scheinen. Baumgarte abstrahiert die Betriebswirklichkeit, siehe In der Gießerei (s. Abb. S. 103), in eine Wahrnehmung von Form, Farbe, vereinzelt auch Licht und Inter- aktionen von Bewegungen zwischen Technik und Arbeit. 1961 greift sie noch einmal den Blick in die Fabrikhallen auf, um sie nun restlos durch Farb- und Formflächen zu definieren. Gießer im Eisenwerk Baumgarte ∙ 1960er-Jahre Beispiellos sind die Aquarelle aus dem Jahr 1961, die das besondere Farbtalent der Künstlerin nun vollends offenlegen. In strahlenden Farben formiert sie In der Handformerei Apparaturen, Kessel und Architekturdetails; beim Schicht- wechsel (s. Abb. S. 115 und 105) setzt sie markante blaue Akzente als Staffelung in das ansonsten durch Mischfarben dominierte Bild. Im Kesselbau (s. Abb. S. 116) verzichtet sie zuletzt fast gänzlich auf Arbeiterstaffage und fokussiert in der Mitte des Bildes die Kessel im Farbkontrast von Rot und Blau. Wie ein Netz ziehen sich die angedeuteten Säulen, Streben, Drähte und Rohre über das Blatt und bilden über die in den Raum greifenden Kessel erst räumliche Tiefe. Die Konzentration auf Rot und Blau greift sie in den nachfolgenden Arbeits- welten immer wieder auf, besonders intensiv in der Verdichtung von Szenen im Hochformat aus dem Jahr 1964. Hier stehen die Arbeiter wieder im Mittelpunkt, doch sie verschmelzen mit den ins Abstrakte gehenden Farb- und Formflächen 180209_Litho_Farb_Katalog 2.indd 16-17 09.02.18 13:00

18 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Bilder zu Wiederaufbau und Expansion 19 (siehe In den Vorstädten und Schiffsverladung, Abb. S. 87 und 131), die zuweilen den Raum völlig auflösen. Die nur im ersten Moment aggressive, laute Palette ist in sich melodisch gestimmt; ihr Aufflammen verleiht den Gestalten Leben, das im koloristischen Gegenspiel noch einmal Steigerung erfährt. In dieser sehr malerischen Serie lässt die Künstlerin einen direkten Rückschluss zur Firma Baumgarte zu, indem sie im Bild Industrielle Weltstadt das Haupt- Industriegebäude mit seinem markanten Schornstein und der gestaffelten Fassade in die Farb- und Architekturcollage im Vordergrund zitiert. Trotz des Kontrasts von warmen und kühlen Farben und des Einsatzes vielfältiger Formen- elemente bleibt das Ganze harmonisch. Rote, blaue, gelbe sowie grüne Pinsel- striche addieren sich zu Leibern, Gebäuden und Landschaft, zu Kesseln und Maschinen. Im Gegensatz zur exakt konturierenden und definierenden dunklen Umrisslinie, wie sie beispielsweise 1959 noch vorherrscht, lösen die kontras- tierend gegeneinander und ineinander gegliederten Farbpartien zuweilen die Körperlichkeit der Gestalten auf. Vor eine gegenständliche und symbolische Bedeutung tritt die Aussage der Malerei, in der die farbliche Organisation des Bildraums besondere Aufmerksamkeit erhält. Diese künstlerisch überhöhte Lösung des Themas Arbeitswelten in den letzt- genannten Bildern lässt sich kaum noch mit den bis dahin dokumentarisch intendierten Schilderungen von Arbeit in den Baumgarte-Werken in Deckung bringen. Der Wiederaufbau scheint abgeschlossen und die Expansion nach außen hat begonnen. Ruth Baumgarte entfernt sich von ihrem Thema, um dem Arbeiter 1967 noch einmal, kurz vor den politischen Unruhen in der Bundes- republik und losgelöst von der Baumgart’schen Industriehalle, in gewisser Weise ein Denkmal zu setzen. Die extrem verdunkelte Serie kann als Vorbote veränderter Arbeitsprozesse gedeutet werden, da sich die Industrie durch die fortgeschrittene Organisation und Technisierung im Vorstadium ihrer Ersetzung befindet. Nicht nur Baumgarte begegnet dieser beginnenden Substitution; in den 1970er-Jahren versuchen Künstlerinnen und Künstler wie beispielsweise Renate Pallmann, Doris Lenkeit oder Hans Joachim Schreiber in vielen Varianten, ihre Auffassungen von der fortgeschrittenen Technisierung der Produktions- prozesse darzustellen. 11 Ruth Baumgartes Arbeitswelten sind eine Entdeckung und Bereicherung für die Kunstgeschichte des Arbeiter- und Industriebildes. Bemerkenswert sind ihre verwendeten Bildsprachen im Kontext ihres Interesses an der Situation des Arbeiters und dessen Verortung im Prozess von industriellem Wiederaufbau und Expansion. Ihre Position selbst, als Künstlerin und Frau eines Unternehmers, die im Zusammenhang von Arbeitgeber und Arbeitnehmer selten zugunsten eigener Privilegien und denen ihres Mannes künstlerisch argumentierte, ist Ausdruck einer starken Künstlerpersönlichkeit, die nicht dem Unternehmer zu- arbeitete oder wie in der DDR einer vermeintlichen Arbeiterklasse ein denkmal- pathetisches Bild übereignete, sondern die Beziehungen und Gegensätze auf- zeigt. Die darin versteckten Prozesse der künstlerischen Selbstinnovation und Selbstmodernisierung, die auf nachfolgende Werkzyklen übergehen, besonders auf ihre Afrikabilder 12, zeugen von einer unbändigen Kraft und auch vom Kampf individueller, künstlerischer wie privater Existenz. Ruth Baumgarte ∙ Industrielle Weltstadt ∙ 1964 Aquarell auf Papier 30 × 20.7 cm 11 Vgl. Türk 2000, S.

20 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER 21 HANNO SOWADE „ … A R B E I T G E B I E T E T D I E FO R D E R U N G D E S TAG E S…“ — Ruth Baumgarte ∙ September 1945 „ARBEITSWELTEN “ — Ruth Baumgarte ∙ 1954–1968 Im Jahre 1943 fertigt die Künstlerin Ruth Baumgarte, geborene Kellner, eine Zeichnung mit dem Titel Arbeiter auf dem Dach an. Obwohl sie während ihrer Studienzeit an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste Berlin entstanden ist, kann es sich hierbei kaum um eine Unterrichtsarbeit han- deln. Dazu widerspricht die Darstellung von untätigen Arbeitern vollständig dem damals herrschenden nationalsozialistischen Ideal des stolzen Heroen. In Verbindung mit dem Bildhintergrund – einem verhangenen Himmel und der An- deutung eines ausgebrannten Gebäudes – wird das Bild zu einem Spiel mit dem Verbotenen (s. Abb. S. 13). Ruth Baumgarte wurde 1923 in Coburg als Tochter der Schauspielerin Margarethe Kellner-Conrady (1899!– 1969) und des aufstrebenden Theaterdirektors, Regisseurs und Filmemachers Kurt Rupli (1899!– 1960) geboren. Die Eltern trennten sich sehr früh und Ruth Baumgarte wuchs bei ihrer Mutter in Berlin auf. Der Vater verfolgt seine Karriere, wird unter anderem Mehrheitseigner der Tobis-Filmproduktions- gesellschaften und später Produktionsleiter der UFA. Der väterliche Kontakt konzentriert sich auf intensive, prägende Phasen. Die junge Ruth schreibt Ge- dichte und entwickelt in der gesellschaftspolitischen Situation des NS-Regimes eine ausgeprägt humanistische Haltung. Hierbei helfen ihr ihre Beobachtungs- gabe, die Möglichkeit, bei sich selbst zu bleiben, sowie der innige Kontakt zur freigeistigen Mutter. Ihr künstlerisches Schaffen richtet sich stets auf den Menschen, sucht das Individuelle zu entdecken und aufzuzeigen. Herkunft und Antrieb der Berliner Künstlerin stehen auf den ersten Blick im völligen Gegensatz zur Wuchtigkeit und Selbstwahrnehmung der metallver- arbeitenden Industrie Westfalens. Trotzdem setzt sich die Künstlerin ab 1953 über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahren in Gestalt des Eisenwerks Baum- garte genau hiermit intensiv auseinander. Wie fanden diese unterschiedlichen Welten zueinander? 180209_Litho_Farb_Katalog 2.indd 20-21 09.02.18 13:00

26 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Arbeit gebietet die Forderung des Tages 27 Ruth Baumgarte hat als Anfang 20-Jährige das Ende des Zweiten Weltkriegs und seine Folgen in Berlin aus eigener Erfahrung miterlebt. Sie leistet Arbeits- dienst, überlebt schwere Bombenangriffe, wird mit den Gräueln der letzten Kriegstage konfrontiert und bangt um ihren Mann Eduard Busse, der als Wehr- machtssoldat in Kriegsgefangenschaft gerät. Ihre Wohnung in Berlin-Karls- horst muss sie Anfang Mai 1945 innerhalb von zwei Tagen räumen, da diese im Sperrbezirk liegt, in dem der Sitz der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland eingerichtet wird. Ruth Baumgarte und ihre Mutter können nur wenige persönliche Dinge mitnehmen und ziehen nach Berlin-Lichtenrade. Die Kunststudentin versucht zunächst als Illustratorin für die Berliner Zeitung, ab Sommer 1945 als Hilfszeichenlehrerin an einem Gymnasium in Lichtenrade Fuß zu fassen. Nach einem Jahr entscheidet sie sich dafür, in Bielefeld bei den Eltern ihres Mannes auf Eduard zu warten und in dieser Zeit der Ungewissheit einen Neuanfang zu wagen. Die Lage der Betriebe ist von der Ausnahmesituation der Nachkriegszeit eben- falls nachhaltig geprägt. Die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen und die gravierende Zerstörung der verkehrstechnischen Infrastruktur behindern die gewohnten wirtschaftlichen Austauschprozesse. Demontagen und Repara- tionen konterkarieren den Wiederaufbau. Für die Produktion stehen außerdem praktisch keine Rohstoffe und erforderliche Energie zur Verfügung. Da die Reichs- mark keine nennenswerte Kaufkraft mehr besitzt und für den gewerblichen Handel ungeeignet ist, gehört der „Graue Markt“ – Kompensationsgeschäfte Ware gegen Ware – für die Firmen zum Alltag. Die Besatzungsmächte untersagen deutschen Unternehmen den Außenhandel sogar völlig. Nachhaltig unterstützen sie dagegen die Kohleförderung, da die Versorgung mit Brennmaterial und Energie essenziell für das alltägliche Überleben im besetzten Deutschland ist. Eine grundsätzliche Änderung der Situation im Nachkriegsdeutschland bahnt sich erst 1946/47 an. Ausschlaggebend hierfür sind in erster Linie das Ausei- nanderbrechen der Anti-Hitler-Koalition und der Ausbruch des Kalten Krieges. Die westliche Welt unter Führung der USA und der Ostblock unter der hegemo- nialen Vorherrschaft der UdSSR stehen sich zunehmend feindselig gegenüber. Im Schatten des sich anbahnenden Kalten Krieges beginnt der wirtschaftliche Aufbau der Westzonen bereits vor der Gründung der Bundesrepublik Deutsch- land. Die USA unter Präsident Harry S.

28 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Arbeit gebietet die Forderung des Tages 29 Ruth Baumgarte übernimmt die Verantwortung für ihn und weitere Familien- angehörige und muss in der von Rationierung und Schwarzmarkt dominierten Zeit für den Lebensunterhalt sorgen. Das berufliche und künstlerische Umfeld einer westfälischen Industriestadt lässt im Unterschied zur Weltmetropole Berlin eher „kleinstädtische Spießigkeit“ befürchten. Die Aufnahme durch die lokale Künstlerszene fällt gleichwohl herzlich aus. Im Februar 1947 kann sie ihr Werk Arbeiter auf dem Dach von 1943 auf der Ausstellung Deutsches Buch- schaffen präsentieren. Illustrationsaufträge für Verlage und Presse oder Ent- würfe für Bielefelder Modeateliers ernähren die Familie. Zudem knüpft Ruth Baumgarte wertvolle Kontakte zum Kunsthandel, wie zu den damals angesehe- nen Häusern Otto Fischer und der Galerie William, die sie beide künstlerisch ver- treten. Durch die Begegnung mit dem Bielefelder Schauspieler Hans Wintrath gelangt sie in die ihr wichtige Welt des Theaters. Zwischen den beiden entsteht eine lebenslange intensive Freundschaft. So übernimmt Wintrath auch die Patenschaft für Baumgartes Sohn Thomas. Das Jahr 1948 leitet schließlich eine Entwicklung ein, die das ganze weitere Leben der Künstlerin prägen soll. Allerdings ist dafür nicht die positive Auf- bruchstimmung der Währungsreform verantwortlich, durch die ihr im Gegen- teil ein Honorar von 20 000

32 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Arbeit gebietet die Forderung des Tages 33 Der „Auf- und Ausbau des Betriebes“ fordert Unternehmer und Arbeiter in den 1950er-Jahren in ganz besonderer Weise. Bei der Einweihung der neuen Produk- tionsstätte beschäftigt Baumgarte 550 Arbeitskräfte. Die Bereitschaft der Beleg- schaft, ihren Part zu übernehmen, ist groß. Anfangs noch in einer 6-Tage-Woche, später dann mit Überstunden am nunmehr arbeitsfreien Samstag sind 60-Stun- den-Wochen üblich. Gute Mitarbeiter werden gerade in der Industrieregion um Bielefeld zunehmend knapp. Fast jedes zweite Fahrrad, jedes dritte Herren- hemd und jede dritte Nähmaschine, die 1954 in der Bundesrepublik produziert werden, stammen aus diesem Wirtschaftsraum. Unternehmen mit klangvollen Namen wie Anker, Dürkopp, Gildemeister, Oetker oder Seidensticker spiegeln die Bandbreite und den Erfolg der Produkte. Für das Eisenwerk Baumgarte ist es angesichts dieser Konkurrenz eine Herausforderung, leistungsfähige und engagierte Mitarbeiter zu gewinnen und im Unternehmen zu halten. Als Unter- nehmer „alten Typs“ kümmert sich Hans Baumgarte um alle Belange seiner Belegschaft, seien es Unterkünfte, Fortbildung oder die Unterstützung bei Existenzgründungen. Er lässt 90

34 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Arbeit gebietet die Forderung des Tages 35 Werbeplakat für das Auto Messerschmitt KR200 1950er-Jahre Plakat zur Deutschen Industrie-Messe Hannover ∙ 1952 „DIE ARBEIT IST UND BLEIBT DIE GRUNDLAGE DES WOHLSTANDES. “ — Ludwig Erhard ∙ 1963 1953 folgt der Bau trommelloser Heißwasserkessel als Eckrohrkessel für alle fossilen Brennstoffe. Neben der Produktion zählen weltweiter Vertrieb und Montage zum Angebot. Der Kundenstamm ist weit gefächert, Lieferungen gehen unter anderem an die chemische Industrie, die Erdöl-, Nahrungsmittel- und Pa- pierindustrie. 1962 wird für die Müllverbrennungsanlage in Frankfurt der erste Müllkessel realisiert und markiert damit in Deutschland und der Schweiz den Beginn auf dem Weg zur Marktführerschaft für dieses Produkt. Dank der Bilder von Ruth Baumgarte ist ein lebendiges und eindringliches Bild vom Alltag im Eisenwerk Baumgarte erhalten geblieben – von der schweren körperlichen Tätigkeit in der Gießerei bis zur Montage in exotischen Ländern, vom unternehmerischen Aufbauwillen bis zur Beherrschung komplexer Technik. Die Werke zeigen ebenso ein Verständnis für die technischen Abläufe wie für die Arbeit der Menschen. Sie offenbaren die Realität hinter dem „deutschen Wirtschaftswunder“ und decken sich in ihrer Aussage kongenial mit der Sicht von Ludwig Erhard. Der Vater der Sozialen Marktwirtschaft weigerte sich stets, den Begriff „Wunder“ zu verwenden. Er sah vielmehr die Initiative des Einzelnen, seine Eigenverantwortung und Leistung als entscheidend an. Oder wie er in seiner Regierungserklärung 1963 festhielt: „Lassen Sie mich ein offenes Wort sprechen: (…) Die Arbeit ist und bleibt die Grundlage des Wohlstandes.“ So fungiert nach Kriegsende in Bielefeld zunächst die Kunsthandlung William als Ort für kleine Ausstellungen gerade junger Künstler. 1950 kann das Städtische Kunsthaus in den Räumen des bisherigen Museums an der Wertherstraße seine Arbeit wiederaufnehmen. Der Weg aus dem Provisorium mündet 1968 in der Einweihung der Kunsthalle Bielefeld, die vom amerikanischen Architekten Philip Johnson entworfen wird. Zur notwendigen finanziellen Grundlage für den privaten Konsum wie für öffent- liche Projekte trägt in besonderer Weise der Außenhandel bei. Bereits 1952 ex- portiert die Bundesrepublik wieder mehr als sie importiert. Insgesamt klettert der Wert der deutschen Ausfuhren zwischen 1950 und 1957 von 8,4 auf 30,9

38 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER 39 SANDRA MÜHLENBEREND R U T H BAU M G A RT E . I M AG E S O F R E C O N ST R U CT I O N A N D E X PA N S I O N 1 Cf. Kunstausstellung Eisen und Stahl, with a preface by Federal President Theodor Heuss, exh. cat. Museum Kunstpalast im Ehrenhof (Düsseldorf, 1952). 2 The industrial potential in the Western zones proved to be indispensible for the recon- struction of Europe. The Western Allies tied the West German economy into a European context, above all in the founding of the European Coal and Steel Community in 1950, which regulated relationships in heavy industry. Cf. Lutz Engelskirchen, ‘Eisen und Stahl’, in: Die zweite Schöpfung: Bilder der industri- ellen Welt vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, exh. cat. Deutsches Historisches Museum, ed. Sabine Beneke and Hans Ottomeyer (Berlin, 2002), pp. 105–13. 3 Ibid., p. 111. 4 Cf. exhibition review ‘Industrie: Ein roter Klecks’, in: Der Spiegel, no. 19 (1952), http://www.spiegel.de/spiegel/ print/d-21976794.html (accessed on 25 June 2015). 5 For a comparison see Industrie- bilder aus Westfalen, exh. cat. Westfälisches Landesmuseum (Münster, 1979). In the years after Second World War, it was difficult for many artists to take up the traditions of industrial painting that had prevailed prior to 1933. Priority was given to processing the atrocities artistically – to producing paintings set against the backdrop of destruction and human suffering. Artists such as Josef Hegenbarth and Mia Münster approached reconstruc- tion cautiously; the concept of industrial painting seemed broken, the worker abstract. This would change, however, with the division of Germany; East Ger- man government policy substantially promoted the genre, and West Germany pursued its short-term revitalisation with the exhibition Eisen und Stahl (Iron and Steel), 1 which was opened in 1952 by Federal President Theodor Heuss. This exhibition was initiated by heavy industry, 2 and it was a ‘major image campaign’ with the goal of ‘embedding heavy industry in its role as an ancillary patron in the public’s awareness. For in 1952, heavy industry was remembered more for its production of war commodities than for its promotion of art’. 3 At the time, the news magazine Der Spiegel wrote the following about the exhibition: ‘The industry patrons took a surprising new discovery home with them: al- though the artists [1500 participants] were free to submit a work of their choice in lieu of the obligatory iron and steel motif, more than eighty per- cent of them voluntarily decided for the theme-related assignment. This led academy director Kamps to immediately formulate the practical application: instead of leaving painters to their own devices, today one should preferably commission paintings from them. This not only helps them financially, but artistically as well. For new themes give rise to new impulses. After all, there is hardly an artist who would come up with the idea himself of visiting an iron and steel works. They were now all the more gripped by the rush of colour of a blast furnace run-off, the dimensions of a relief train, or the dynamism in the movements of hardworking men.’ 4 On the one hand, Eisen und Stahl demonstrated the will to renew, to disas- sociate from National Social art, yet on the other hand it displayed a corpo- rate iconography committed to tradition. Up to that point, bound to a client, paintings of industry and workers had no doubt been a medium for companies to assess their historical state, and had served purposes of self-assurance and self-affirmation rather than mere deco- ration. Freelance works of art advanced the genre, looking behind the scenes, directly into the faces of the workers. After 1945, several artists were in a position to render this development in a striking way – most notably Ruth Baumgarte.5 Baumgarte’s portraits are testimony to the immense accomplishments, hard work and hardships suffered by workers during the reconstruction of industry in postwar Germany. Her industrial working environments demonstrate her ef- forts to reformulate the client-bound industrial painting, in that she creates a combination of technical details, the reduced dominance of machines over manpower, and an artistic aesthetic of perspective and formal design. 180209_Litho_Farb_Katalog 2.indd 38-39 09.02.18 13:00

40 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Images of Reconstruction and Expansion 41 Ruth Baumgarte is one of the few artists in the history of the industrial painting to have artistically addressed industry, technology and labour; to date, she is the only artist to have studied the subject directly in situ instead of producing reference-based work in her studio. She sets herself apart from the new visual paradigm, the pastel epoch, 6 which beginning in the 1950s sought to suggest the lightness and the friendliness of industry. Instead she looks into the workers’ faces, portraying them while they work, and in part uses new pictorial lan- guages for depicting the power of physical labour. Growing up in Berlin, Ruth Baumgarte experienced the change from the Weimar Republic to the National Socialist regime and studied graphic arts and painting at the Hochschule für Bildende Künste in Berlin from 1941 to 1944. The professors who most influenced her were Gerhard Ulrich, Wilhelm Tank and Kurt Wehlte, whose artistic expertise is reflected in her early oeuvre: from Ulrich she learnt the power of the drawing and the dynamic brushstroke, and from Tank anatomical knowledge and the graphic study of workers. Her striking tech- nical knowledge of colour can be traced back to her courses with Kurt Wehlte. 7 Her fellow student Florian Breuer, a student of Max Kaus, inspired her to begin expressive painting with watercolour. 8 In 1946 Baumgarte left Berlin and moved, along with her mother, to Bielefeld, the hometown of her husband, the painter Eduard Busse. Although the couple soon divorced, Baumgarte decided to stay in Bielefeld and establish a life there as a freelance painter and graphic artist. During this time she provided not only for herself, her mother and other members of the family, but also for her son Thomas, born in 1947. By 1948, she had already met – at an exhibition of children’s portraits in which she participated – and subsequently fallen in love with Hans Baumgarte, the owner of a Bielefeld steelworks that was flourishing in spite of the post-war climes. When they married in 1952, Baumgarte came in contact with the steel industry for the first time. She was fascinated above all not by the obvious force of the dimensions, nor the power of the elements, but by the heavy- industry workers. The painting Arbeiter (Workers, see fig. p. 65) from 1961 is one of the strongest of Baumgarte's cycle Arbeitswelten (Working Worlds). It can be interpreted as bridging the gap between searching youth and experienced, knowledgeable adulthood. The artist focuses on proletarian existence in the oeuvre by working out the typical in the individual without sacrificing the individual to the typical. This becomes particularly evident in Der Morgen (The Morning, see fig. p. 63), from 1958, whose foreground features an older, emaciated worker with the em- phasis on his face; he seems to represent the suggested crowd of people in the street canyon in the background. Like Joseph Stella’s worker paintings from 1908 (In the Glare of the Converter, see fig. p. 10), which were attributed to American Realism, Baumgarte uses a formal repertoire that engenders empathy without descending into sentimentality. This distinguished her from industry-related artists; she remains loyal to herself, as well as to her subject: the worker, his 9 Ruth Baumgarte’s parents were Kurt Karl Rupli (1899–1960) and Margarethe Kellner-Conrady (1899–1969). For detailed information cf. Bezirksamt von Lichtenberg (ed.), p. 15. Selbstporträt ⁄ Self-portrait ∙ 1979 chalk on tinted background 40 × 38 cm position and his importance. Her almost programmatic gaze stems from her ori- gins; her father was, among other things, a film director and in the post-war period Head of the Production Department of UFA, while her mother was an actress from a young age. This background provided her with a sensitivity for destinies and thought that crossed any class boundaries. 9 This was also fed by her brief period of socialisation in Soviet-occupied post-war Berlin, when she worked as a press illustrator for the Berliner Zeitung, the first German-Russian daily newspaper after the war, whose concepts of the world and the individual became palpable for her firsthand. The triad comprised of a freethinking up- bringing, the rudiments of a communist education shortly after the war, and her enormous will to work and ultimately survive, set against a backdrop of self- sufficiency towards the end of the war and in the years thereafter, is an indicator of her ability to read the everyday realities of workers. These influences permeate her entire oeuvre, whether in the Arbeitswelten, the portraits of simple people, or the Africa portraits (Signals, The African II, see figs. p. 11) with which she be- came famous. Her approach to transgressing social and cultural boundaries becomes apparent when she includes these in the overcoming of everyday reality toward the aesthetic. This is the source of her modernity. ARBEITSWELTEN (WORKING WORLDS) The Arbeitswelten cycle represents realism to the extent that it is based on the living experience. However, in the main work of this cycle Baumgarte does not translate this into an ‘objective’ account of reality that developed out of a naïve practice but into synthetic, real montages of correlated documentary elements guided by the heightening of the theme and based primarily on colour. Her self-portrait of 1979 – in the style of portraits of workers – demonstrates the importance work had for her in general, and in particular the formative influ- ence that executing sketches in industrial halls – her years and years of artistic work in Bielefeld on the iron mill – had on Baumgarte. Between 1953 and 1968, besides her artistic focus on the landscape and the portrait, she sketched, drew and produced watercolours of scenes from industrial history as well as situa- tions in the Baumgarte Werke: among others, their annual corporate calendar. It must have been a challenge, this self-chosen undertaking in connection with the working world of her second husband. In the beginning, in 1953, Baumgarte probably used the opportunity as a classic commission to produce illustrations, falling back on techniques she’d learnt earlier resembling the narrative book illustrations of her teacher Gerhard Ulrich. The drawings measure up to an ade- quate pictorial language and offer academic craftsmanship with signs of a modern approach in terms of form. Yet with time, however, Baumgarte was drawn to the industrial halls, to heavy industry. It becomes apparent how, in the ensuing years, Baumgarte emancipates herself from tradition: how she takes up specific spatial characteristics of the industrial painting, and defines and abstracts them in strong colour palettes. While she may not break away from a realistic approach as the concentration of a formally modern style, she produces compositions that have both illusionist depth and structure extensive pictorial colour space. 6 Cf. Türk, Klaus: Bilder der Arbeit. Eine ikonografische Anthologie, Wiesbaden 2000, p. 329. 7 Straub, Rolf E.: ‘Kurt Wehlte als Kunsttechnologe’, in: Akademie-Mitteilungen no. 6. Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart, ed. Wolfgang Kermer, Stuttgart 1975, p.

42 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Images of Reconstruction and Expansion 43 The artist conversantly opens herself up to the new thematic subject: during her years of study at the art academy she produced pen-and-ink and charcoal drawings such as the 1943 Arbeiter auf dem Dach (Workers on the Roof, see fig. p. 13) and Arbeitspause beim Verladen vor Ort der Salzblöcke auf die Schüttel- rutsche (Break during Loading Blocks of Salt onto the Shaking Conveyor On Site, see fig. p. 14) from 1943/44; the painterly focus in the latter is obviously the sketchy reproduction of resting bodies. In artistic depictions of work, the break has always had special status, as in a resting situation the worker can be easily studied and portrayed. 10 However, it is striking that in comparison to the heroising depictions of workers prevalent at the time, i.e. the glorified labour power in National Socialist art, the worker is depicted in quiet seclusion. The isolated sense of group membership in both paintings, and the disparate backgrounds, are an interpretational risk consider- ing what was happening within German art between 1933 and 1945. The stooped postures do not conform to the racist, biological cult of the body that was typical for National Socialism. They are distinctly individual, reflective. The concentration on the body in a relaxed state, as depicted in Arbeitspause, repeats itself – now in a tense state and an entirely new context – in two red-chalk drawings from 1953: Verladung (Shipment) and Veredelung des Erdöls (Refining of Crude Oil, see figs. pp. 128 and 129). The former features a port with a crane and a ship in the background onto which a boiler is being loaded; in the foreground, to the left, are two workers, and to the right are boxes, sacks, and the suggestion of rails. The rear view of the first worker captures the weightiness and dynamics of the loading activity by the way Baumgarte has placed the stooping figure in the foreground of the picture; his arms are bent so far backwards that the right elbow seems to symbolically strengthen the pulling forces being exerted on the boiler. However, this accomplished study of a body deviates from the more il- lustrative background, which is captured with a thinner line, and the second wor- ker behind it, whose profile is visible, watching wide-eyed. The second drawing, Veredelung des Erdöls, again includes the rear view of the figure of a worker in the foreground. Unlike the suggested assembly situation with additional workers, here artistic focus has been placed on elaborating his anatomy. In both drawings the motifs of technology and industrial plants seem schematic and fragmented. It is the worker who dominates the scene and who becomes the ‘message’ in terms of content. His physical power and condition are the foundation for the processes taking place in the background. In 1963 Baumgarte again takes up facets of physical labour and shows them directly in action, as, for example, in the ink drawing Gießerei (Foundry, see fig. p. 84). However, unlike the drawings from 1953, the artist gives the founder a face, transferring him from being a sym- bol of labour power into part of a dynamic setting. Furthermore, Baumgarte fits fragments of technology and exterior space into one another. These are done in black ink while, by contrast, the workers stand out in red-brown and are thus brought to life and seem to ‘merge’ with the hot casting boiler. Reminiscent of movie storyboards in terms of its composition, the drawing is the highlight of the Arbeitswelten cycle – it paves the way, so to speak, to a synthesis somewhere between academic, realistic figure drawing and the ab- stracting concept of space in contemporary modern art. In addition, as is the case for the drawings Der Ruf (The Summons) and Schweißer (Welders, see figs. Konstrukteur ∕ Engineer ∙ 1967 ink, gouache, watercolour, chalk on tinted background 35.4 × 23.5 cm pp. 76 and 81), also created in 1963, what manifests in Gießerei are recourses to artistic techniques of the political, critical art in Germany of the 1920s and 1930s: chiefly principles of bringing together fragmented elements, such as in works by John Heartfield or Hannah Höch. Baumgarte was also able to use her experience as a former illustrator for the Kaskeline animated film studio in Ber- lin (1942 – 1943) for alienating, focusing and misguiding visual habits, which had previously not been used anywhere as formal innovations in industrial pain- tings or depictions of workers. In contrast to these works, which aim at dynamism, Ruth Baumgarte also devo- ted herself to calmer elements, in particular in her recording of technical details that she captured in sketchbooks during the mid-1950s and in turn combined with depictions of occupations or activities associated with machines. This attention to detail suggests that she had a high degree of interest in the subject. While in 1954 Baumgarte only cautiously, and almost schematically approached the worker in her depictions of occupations, as she came to be familiar with single pro- tagonists she subsequently confidently combined the typical with the individual. However, at first the focus was on the sketchy exploration of technology, which, in 1957, she managed to combine as the artistic outcome of her own experience with figures, space and technology – as, for instance, in the ink drawing Strah- lungs-/Eckrohrkessel in der Montage (Radiant/Corner-tube in Assembly, see fig. p. 113). Ten years later, in 1967, the cycle of industrial working worlds brilliantly concludes with depictions of workers on darkly coloured cardboard, which si- multaneously defines the spatial dimension and the spatial atmosphere. Details of Schweißer, Fräser (Miller), Bohrer (Borer), Kranführer (Crane Operator, see figs. pp. 89–93), and Konstrukteur (Engineer) depict men absorbed in their work, contrasted against their background through the use of the primary colours red, blue and yellow. This use of prominent primary colours on very dark cardboard is reminiscent of Pop Art principles, whereby these are, in turn, broken by means of the sketchy reproduction of technology quotes or fragments. Yet at the same time, as in Pop Art, the colours’ main function is to stand for feelings; they di- verge form and function, and become messages of recurring pictorial elements. Blue, which characterises the work clothing, dominates, although it also almost completely embraces both the individual and the working environment, as in Konstrukteur. The faces are red and correspond, as in Fräser, with the shades of red in the background: a colour that transports the heat and fire of ironworking. In addition to their black contours, details of metal and iron are accentuated with yellow; in the work Schweißer the yellow of face and hands contrasts with the red background. Here, colour says it all and is the conde sate of the wide-ranging palette that Baumgarte uses, from 1959 onwards, for the Arbeitswelten. SPATIAL CONSTRUCTION AND A RUSH OF COLOUR Baumgarte continued to cautiously introduce the three primary colours men- tioned above into pictures produced with the mixed media of graphic art and painting depicting factory halls, storage areas and construction sites. By means of endless alignments into space, whether in Der Morgen, Lager der Kesselbau- 10 Cf. Türk 2000, pp. 115–125. 180209_Litho_Farb_Katalog 2.indd 42-43 09.02.18 13:00

44 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Images of Reconstruction and Expansion 45 The artistically elevated solving of the theme Working Worlds in the pictures just mentioned can hardly be aligned with the hitherto documentary accounts of labour in Baumgarte’s works. Reconstruction seems completed, and outward expansion has begun. In 1967, shortly before the political upheaval in the Federal Republic, the artist distances herself from this very theme, only to in a sense erect a memorial to the worker, now isolated from the Baumgarte industrial hall. The extremely dark series can be interpreted as presaging transformed working processes to the extent that advanced organisation and technologisa- tion are in the preliminary stage of being supplanted. Baumgarte is not the only one to respond to this incipient substitution; in the 1970s in particular, artists such as Renate Pallmann, Doris Lenkeit and Hans Joachim Schreiber made va- rious attempts at rendering their notion of the reality of the advanced techno- logisation of production processes in paintings. 11 As shown, Ruth Baumgarte’s Arbeitswelten are both a discovery and an enrich- ment for the art history of the worker and industrial painting. What is remarkable is the imagery the artist uses in the context of a situation that always indicates interest in the worker and that situates him in the process of industrial recon- struction and expansion. Baumgarte’s stance, as the wife of an entrepreneur and as an artist who rarely argued artistically in favour of her own privileges and those of her husband, is the expression of a strong artistic personality who did not cater to the entrepreneur; nor did she, as was usual in East Germany, as- sign a solemn memorial image to an alleged working class, but instead pointed out relationships and contradictions. The processes of artistic self-innovation and self-modernisation ensconced therein, which pass over into subsequent cycles of works, in particular into her Africa paintings, 12 testify to unrestrained vigour as well as to the struggles associated with an individual, artistic and private existence. Werkstoffe (Boiler Parts Warehouse), or Wir bauen unsere Produktion aus (We Continually Expand Our Production, see figs. pp. 99 and 100), the artist captures intermeshing scenes atmospherically: in Lager der Kesselbau-Werkstoffe, for example, the starting point is an energetic worker, posed in a dynamic pointing gesture, in front of a storage area with bridge structures. In various perspectives, the artist opens up the industry halls, and the more closely she records the space and the technology, the more the workers are shifted into the background to become something like accessories. Industrial beauty is postulated here, as in a peep box, directing the viewer’s gaze into an open space – occasionally front- ally, or in a wide-angle format with a marked 3D effect, as in Lager der Kesselbau- Werkstoffe, where the pipes seem to protrude out of the picture. Baumgarte ab- stracts operative reality (see In der Gießerei, p. 103) to the perception of form, colour and, in isolated cases, light, and also the interaction of movements bet- ween technology and work. In 1962 she once again took up the view into factory halls for the new purpose of defining them entirely by means of areas of colour and form. The watercolours from 1961 are unparalleled; they now completely reveal the artist’s talent for colour. In In der Handformerei (In the Hand Moulding Shop), Baumgarte groups together equipment, boiler and architectural details in radiant colours; in Schichtwechsel (Shift Change) she places accents in striking gradations of blue into a picture otherwise dominated by secondary colours (see figs. pp. 115 and 105). In Im Kesselbau (Boiler Construction, see fig. p. 116) Baumgarte dispenses almost entirely with accessory workers and places the boilers in the centre of the picture with contrasting shades of red and blue. The suggested columns, struts, wires and pipes permeate the sheet like a network and only develop spatial depth by way of the boiler that pervades the space. Time and again in the subsequent Arbeitswelten, Baumgarte takes up the con- centration on red and blue, particularly intensely in the consolidation of vertical- format scenes from 1964. Here, the focus is again on the workers, but they mer- ge with the areas of colour and form that tend toward the abstract, as in In den Vorstädten (In the Suburbs) and Schiffsverladung (Ship Loading, see figs. pp. 87 and 131), occasionally completely dissolving the space. What is initially an aggressive, loud palette becomes melodious; its blazing up lends the figures life, which is heightened once more in colour contrast. In this very painterly series, with the work Industrielle Weltstadt (Industrial Metropolis, see fig. p. 147), the artist allows a direct reference to the Baumgarte company by summoning the main industrial building, with its prominent smoke- stack and staggered façade, into the colour and architectural collage in the fore- ground. The overall painting remains harmonious despite the contrast of warm and cool colours and the use of a wide variety of formal elements. Red and blue as well as yellow and green brushstrokes combine to become bodies, buildings and landscapes, boilers and machines. In contrast to the precisely contouring and defining dark outlines that were still prevalent in 1959, the contrasting and interstructured areas of colour occasionally dissolve the physicality of the figures. Painting’s message clearly takes precedence over representational and symbolic meanings, whereby the colour organisation of the pictorial space re- ceives particular attention. Foundrymen, Ironworks Baumgarte ∙ 1950s 11 Cf. Türk 2000, pp. 336–43. 12 Cf. Reifenscheid, Beate (ed.): Ruth Baumgarte. Turn of the Fire (München, 2017). 180209_Litho_Farb_Katalog 2.indd 44-45 09.02.18 13:00

46 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER 47 HANNO SOWADE ‘…WO R K D I CTAT E S T H E C H A LL E N G ES O F T H E DAY…’ — Ruth Baumgarte ∙ September 1945 ‘WORKING WORLDS ’ — Ruth Baumgarte ∙ 1954–1968 I n 1943, the artist Ruth Baumgarte (née Kellner) completed a drawing entitled Arbeiter am Dach (Workers on the Roof). Although the work was produced during the period when she was a student at the Berlin State School of Fine Arts, it is scarcely possible that the drawing was a class assignment. After all, the depiction of idle workers completely contradicts the National So- cialist ideal of proud heroes that was being propagated at that time. In combina- tion with the image’s background – a dark, lowering sky and the suggestion of a burned-out building – publicising this drawing would have been playing with fire (see fig. p. 13). Ruth Baumgarte was born in Coburg in 1923, the daughter of the actress Margarethe Kellner-Conrady (1899!– 1969) and the aspiring theatre director and filmmaker Kurt Rupli (1899!– 1960). Her parents separated soon after her birth, and she grew up with her mother in Berlin. Her father pursued his career, eventually becom- ing a majority owner of the Tobis film production company, and later production manager for the UFA film company. The girl’s contact with her father was concen- trated into intense, defining phases. The young Ruth wrote poetry and – amid the sociopolitical context of the National Socialist regime – she developed a strongly humanistic attitude. This was nourished by her gift for observation and her ability to remain true to herself, as well as her close contact with her free-thinking mother. Her artistic work was always focused on people, as she sought to discover and reveal their individuality. At first glance, the Berlin artist’s origins and motivations seem completely at odds with the forcefulness and self-perception of Westphalia’s metal-processing industry. Nevertheless, for a period of over fifteen years from 1953 onwards, she was intensively involved with exactly this – in the figure of the Baumgarte Iron- works. What brought these two different worlds together? 180209_Litho_Farb_Katalog 2.indd 46-47 09.02.18 13:00

48 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Work Dictates the Challenges of the Day 49 ‘…LONGSTANDING, SUCCESSFUL WORK… ’ — Company history: Baumgarte Ironworks ∙ May 1944 The origins of the Baumgarte Ironworks reach back to the Industrial Revolution in Bielefeld, beginning in the second half of the nineteenth century. At that time, the city was benefitting from the development of the Ruhr region as the largest industrial conurbation in Europe. Rich coal deposits in the area led to the devel- opment of a coal and steel industry which was made accessible trans-regionally thanks to newly constructed railway connections. Entrepreneurs such as the Hoesch family knew how to make use of the burgeoning Ruhr region’s advanta- geous location; in 1871, they founded an iron and steel works at which, a century later, 20 percent of Dortmund’s workers – the ‘Hoeschianer’ (‘Hoeschians’) – were employed. In Bielefeld, industrialisation began with the previously existing pro- duction of linen, which was now transformed from a cottage industry into large textile factories. The city’s connection, in 1847, to the new railway line that stretch- ed across the Ruhr region from Cologne to Minden was of paramount importance. Just two decades later, approximately 11 percent of all the spindles and looms in Germany were operating in Bielefeld. The industrial production of textiles led to the development of additional branches of industry oriented toward the refine- ment of linens and articles of clothing. In order to provide the textile industry with the necessary variety of machines and factories, numerous metal-processing companies sprang up in the local area. As a supplier of steam generators and engines, the firm K.

50 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Work Dictates the Challenges of the Day 51 Food coupons, ‘hamster tours’ (in which city dwellers would travel to the country- side to barter their valuables for vegetables, meat and milk), and black market transactions were the order of the day. Some people even ‘Fringsed’: in his 1946 New Year’s Eve sermon, Cologne’s Cardinal Josef Frings gave his congregation permission – as a last resort – to bypass the Seventh Commandment, ‘Thou shalt not steal’. The transportation infrastructure was permanently affected due to the Western Allies’ bombardments and ground fighting. In the British occupation zone alone, out of a previous 13,000 kilometres of railway tracks, only 1,000 remained navigable in May 1945. Moreover, damage to bridges and lock systems massively impeded ship traffic, which was essential for the transport of goods. Many cities were also heavily affected: nearly 40 percent of all dwellings in the German Reich were destroyed or damaged. In Bielefeld alone, nearly 16,000 residences fell victim to bomb attacks; the city centre was largely obliterated, and over 1300 people lost their lives (photograph Bielefeld in ruins, and View onto Sparrenburg, see figs. pp. 24–25). Housing losses affected the three west- ern zones in particular, and the situation was exacerbated by the fact that nearly ten million refugees and displaced persons sought shelter primarily in the two Anglo-Saxon occupation zones. As a result, the population in the British occu- pation zone — 19.8 million inhabitants in 1939 — had increased by almost 3.7 million as of 1 April 1947. Ruth Baumgarte experienced the end of the Second World War and its aftermath first-hand in Berlin when she was in her early twenties. She engaged in work service, survived bomb attacks, lived through the horrors of the final days of the war, and anxiously awaited news of her husband, Eduard Busse, a Wehrmacht soldier who was taken into captivity as a prisoner of war. At the beginning of May 1945, she was forced to vacate her flat within two days, as it was located inside the restricted area in which the Soviet military administration established its head office in Germany. Ruth Baumgarte and her mother moved to Berlin-Lichtenrade, able to bring only a few personal items with them. The young art student tried to gain a foothold – first as an illustrator for the newspaper Berliner Zeitung and then, beginning in the summer of 1945, as an assistant drawing teacher at a sec- ondary school in Lichtenrade. After one year, she decided to move to the home of her parents-in-law in Bielefeld to wait for Eduard – venturing to make a new start in her life at this time of uncertainty. The situation for factories and businesses was likewise permanently shaped by the exceptional circumstances of the post-war period. Germany’s division into four occupation zones as well as the severe destruction of the transport infra- structure crippled normal processes of economic exchange. Dismantling and reparations thwarted the rebuilding process. Moreover, there were practically no raw materials, nor was there the necessary energy available for industrial production. As the Reichsmark no longer had any significant purchasing power and was unsuitable for commercial trade, the ‘grey market’ – compensation transactions of goods for goods – was part of the daily routine for companies. The occupying powers completely forbade German firms from engaging in any ex- ternal trade. On the other hand, on a long-term basis, they supported the extraction ‘ … THE RESOURCES OF THE RUHR... MUST BE USED TO REBUILD A FREE, PEACEFUL GERMANY AND A FREE, PEACEFUL EUROPE. ’ — United States Secretary of State James F. Byrnes in Stuttgart ∙ September 1946 Image campaign for German quality butter ∙ ca. 1956 of coal, since the availability of combustible fuel and energy was essential to everyday survival in occupied Germany. A fundamental change in the situation in post-war Germany began to take place only in 1946!–!47. The decisive factors in this development were, first and fore- most, the break-up of the anti-Hitler coalition and the onset of the Cold War. The Western World, under the leadership of the USA, and the Eastern Block, under the hegemony of the USSR, were becoming increasingly hostile toward each other. In the shadow of the emerging Cold War, the economic rebuilding of the western zones began even before the establishment of the Federal Republic of Germany. The USA, under President Harry S.

52 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Work Dictates the Challenges of the Day 53 only a minimal portion of the German ERP funds – less than 40 million of the 1.4 billion US dollars – was spent on the purchase of machinery. On the other hand, nearly half of these funds were required for food supplies in order to ensure that people were fit to work; almost the same amount was spent on the raw materials needed for production (poster German Industrial Exhibition, see fig. p. 28). Her new start in Bielefeld brought drastic personal challenges for Ruth Baum- garte. Like so many during those years, her marriage disintegrated after her hus- band Eduard returned from captivity. The couple had grown apart, and they were divorced on 13 August 1946. Their son Thomas was born in April 1947. Ruth Baumgarte assumed responsibility for him as well as other family mem- bers, and had to provide for them during a time period that was dominated by rationing and the black market. In contrast to the international metropolis of Berlin, the professional and artistic environment of a Westphalian industrial city might lead one to be apprehensive of ‘small town parochialism’. Nevertheless, she was warmly received in the local artistic scene. In February 1947, she was able to present her 1943 drawing Arbeiter auf dem Dach (Workers on the Roof) at the exhibition Deutsches Buchschaffen (German Book Publishing). Illustrating contracts for publishing houses and the press or sketches for Bielefeld fashion studios put food on the family’s table. In addition, Ruth Baumgarte established im- portant contacts in the art trade, including with Otto Fischer and Galerie William, highly regarded dealerships of that time, both of whom represented her as an artist. Through her acquaintance with the Bielefeld actor Hans Wintrath she gained entry into the world of the theatre, something that was very important to her. An intense, lifelong friendship developed between her and Wintrath, who became godfather to her son Thomas. The year 1948 brought with it a development that would ultimately shape the rest of the artist’s life. However, it was not the optimistic mood ushered in by the currency reform – through which, unfortunately for Baumgarte, an artist’s fee of 20,000 RM was devalued – that was responsible for this. Rather, during an exhibition of children’s portraits, she met Hans Baumgarte and drew portraits of his two sons, Hans-Hermann and Ernst-August. At that time, Baumgarte was still married to his first wife. This fateful first contact led to Hans’s separation from his wife Lieselotte and, in 1952, to the marriage of the independent artist and the successful and established industrialist. Ruth Baumgarte’s close relation- ship with her husband quickly led to an intensive examination of the successful reconstruction of the German metal industry (Portrait Hans Baumgarte, see fig. p. 59) – at the centre of which she saw the working people, who fascinated her and whom she visualised in her own artistic language. With the introduction of the social market economy, the Federal Republic of Germany adopted an efficient economic system with a strong capacity to promote social integration. Ludwig Erhard’s goal was to establish a ‘socially responsible market economy that allows each individual to come into his own again; which places the highest value on the person; but which subsequently also provides a fair income for work performed’. The fate of the young democracy was highly de- pendent upon this economy’s success – which was initially anything but certain. In light of the ongoing economic reconstruction, August Baumgarte was prepared to demonstrate the ‘private initiative’ that Erhard called for. He had resumed production as early as possible after the end of the war, and in January 1949 the company celebrated the production of its ten thousandth boiler. The industrialist and his son, Hans Baumgarte, recognised the signs of the times and focused on expansion. Realising that the site of the existing plant at the Kupferhammer – which, furthermore, was only rented – was no longer large enough for their needs, they purchased a site in Brackwede-Süd (aerial view of Baumgarte Ironworks at Kupferhammer, see fig. p. !30). Here was constructed the foundry production plant, which was capable of producing parts weighing up to ten tonnes. Hans Baumgarte and his wife Ruth dedicated the facility together on 26

54 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Work Dictates the Challenges of the Day 55 ‘EVERYONE SHOULD LIVE BETTER!’ — Rationalisierungsausstellung (Efficiency Exhibition) Düsseldorf ∙ July/August 1953 all costs; the company subsidised the project in the amount of several hundred thousand DM yearly. This was the only way to combat the housing shortage and retain good employees. In the late 1950s, Baumgarte was one of the first firms to specifically recruit foreign workers. These entrepreneurial activities were essential to the success of the Baumgarte Ironworks, which by then had be- come one of the three most important companies in its sector. The firm also made further investments in technical equipment. As early as 1962, the foundry acquired new blast furnaces valued at 2 million DM, which improved production in terms of both quantity and quality while at the same time necessitating fewer workers (foundry and baptism of blast furnaces, see figs. p. 33). Once again, Ruth Baumgarte took an active part in their dedication. By this time – thanks to her initiative – the offices and business premises of the Baumgarte administrative building also had a contemporary, modern design. With the economic recovery of the 1950s, the nationwide unemployment rate sank from 11

66 67 180209_Litho_Farb_Katalog 2.indd 66-67 09.02.18 13:00 Glück – Auf zum neuen Jahr! Eisenwerk Baumgarte Good Fortune – Onwards into the New Year! Baumgarte ironworks ∙ 1954 Kohle, Tusche, Gouache auf getöntem Grund ∕ charcoal, ink, gouache on tinted background Im Original verschollen ⁄ Original missing Elektro-Schweißer ⁄ Electric Welder ∙ 1954 Kohle, Tusche, Gouache auf getöntem Grund ⁄ charcoal, ink, gouache on tinted background Im Original verschollen ⁄ Original missing Kesselschmied ⁄ Boilermaker ∙ 1954 Kohle, Tusche, Gouache auf getöntem Grund ⁄ charcoal, ink, gouache on tinted background Im Original verschollen ⁄ Original missing

70 71 Former beim Ausstampfen eines Kastens ⁄ Moulder Claying a Chest ∙ 1954 Kohle, Tusche, Gouache auf getöntem Grund ⁄ charcoal, ink, gouache on tinted background Im Original verschollen ⁄ Original missing Autogen-Schweißer ⁄ Oxyacetylene Welder ∙ 1954 Kohle, Tusche, Gouache auf getöntem Grund ⁄ charcoal, ink, gouache on tinted background Im Original verschollen ⁄ Original missing Bohrwerksdreher ⁄ Boring Mill Operator ∙ 1954 Kohle, Tusche, Gouache auf getöntem Grund ⁄ charcoal, ink, gouache on tinted background Im Original verschollen ⁄ Original missing 180209_Litho_Farb_Katalog 2.indd 70-71 09.02.18 13:00

154 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER 155 R U T H BAU M G A RT E 1923 –2013 Umzug nach Berlin Geboren am 27. Juni in Coburg 1923 1924 1935–39 Schülerin der Marie-von-Ebner-Eschenbach-Schule (Karlshorster Lyzeum) in Berlin-Karlshorst 1940 Zeichenunterricht an der Privaten Kunstschule des Westens, Berlin (Emmy Stalmann) 1941–44 Studium der Malerei und Freien Grafik an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste Berlin bei den Professoren Gerhard Ulrich, Kurt Wehlte, Wilhelm Tank, Hermann Franzke und Karl Michel Freie Mitarbeit in den Kaskeline-Zeichentrickfilm-Ateliers 1943 Eheschließung mit dem aus Bielefeld stammenden Künstler Eduard Alfred Gustav Busse (1914–2003) 1944 1945 1946 1947 Fortführung des Studiums an der Staatlichen Industrie- und Kunstgewerbeschule Sonneberg in Thüringen Pressezeichnerin für die Berliner Zeitung, der ersten deutsch-sowjetischen Tageszeitung Berlins nach dem Krieg Zeichenlehrerin am Ulrich-von-Hutten- Gymnasium in Berlin-Lichtenrade Umzug nach Bielefeld Scheidung der Ehe mit Eduard Busse Geburt des gemeinsamen Sohnes Thomas ab 1947 Als freischaffende Malerin und Graphikerin tätig Mitarbeiterin als Illustratorin bei diversen Zeitschriften und Verlagen Erste Ausstellungen im In- und Ausland seit 1950 Beginn zahlreicher Reisen nach Skandinavien, Südeuropa, Asien, in die USA und regelmäßig nach Afrika 1952 1975 1980 1986 2012 Zahlreiche Begegnungen und freundschaftliche Verbindungen zu bekannten Künstlern und Persön- lichkeiten aus Kultur, Politik und Wirtschaft Eheschließung mit dem Fabrikanten Hans Heinrich Wilhelm Baumgarte (1917–1999) Vollständige Hinwendung zum freien künstlerischen Arbeiten, Beginn intensiver Reisetätigkeit Eröffnung der eigenen Produzentengalerie Das Fenster in Bielefeld Mitgliedschaft im Bundesverband Bildender Künstler (BBK) und im Lippischen Künstlerbund (LKB) Beginn jährlicher langer Reisen nach Afrika – vor allem nach Südafrika, Simbabwe, Namibia, Kenia und Tansania – intensive künstlerische Ausei- nandersetzung mit dem Erlebten und Gesehenen Mitverantwortliche Gründung der Samuelis Baumgarte Galerie in Bielefeld Gründung der Kunststiftung Ruth Baumgarte 2013 Am 7. Februar verstirbt Ruth Baumgarte in Bielefeld 180209_Litho_Farb_Katalog 2.indd 154-155 09.02.18 13:01

156 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER 157 R U T H BAU M G A RT E 1923 –2013 1923 1924 Born on 27 June in Coburg Move to Berlin 1935–39 1940 1941–44 1943 1944 1945 1946 1946 1947 Student at the Marie-von-Ebner-Eschenbach-Schule (Karlshorster Lyzeum) in Berlin-Karlshorst Art lessons at the private Kunstschule des Westens, Berlin (Art School of the West, Emmy Stalmann) Studies in painting and graphic art at the Staatliche Hochschule für Bildende Künste Berlin (Art Academy) under Professors Gerhard Ulrich, Kurt Wehlte, Wilhelm Tank, Hermann Franzke and Karl Michel Freelance associate at the Kaskeline-Zeichentrick- film-Ateliers (Kaskeline studio for animated films) Marries the artist Eduard Alfred Gustav Busse (1914–2003) from Bielefeld Continues studies at the Staatliche Industrie- und Kunstgewerbeschule Sonneberg (Art Academy) in Thuringia Freelance press illustrator at Berliner Zeitung, Berlin’s first German-Soviet daily newspaper after the war Art teacher at Ulrich-von-Hutten-Gymnasium in Berlin-Lichtenrade Move to Bielefeld Divorce from Eduard Busse Birth of Thomas, their son since 1947 Work as freelance painter and illustrator Work as illustrator for various magazines and publishers First exhibitions in Germany and abroad since 1950 Start of many years of travel to Scandinavia, Southern Europe, Asia, the U.S., and, on a regular basis, to Africa 1952 1975 1980 1986 2012 2013 Encounters and establishes cordial ties with well-known artists and influential persons from culture, politics and economics Marries the factory owner Hans Heinrich Wilhelm Baumgarte (1917–1999) Total dedication to freelance artistic work and start of intensive travel Opening of own gallery Das Fenster (The Window) in Bielefeld Member of the Bundesverband Bildender Künstler (BBK – Federal Association of Visual Artists) and Lippischer Künstlerbund (LKB – Lippe Artists’ Association) Start of annual travels to Africa, in particular to South Africa, Zimbabwe, Namibia, Kenya and Tanzania – und artistically focusing intensively on what she had experienced and seen Jointly responsible co-founder of the Samuelis Baumgarte Galerie, Bielefeld Foundation of the Kunststiftung Ruth Baumgarte (Ruth Baumgarte Art Foundation) Ruth Baumgarte dies in Bielefeld on 7 February ← Ruth Baumgarte ∙ Mitte der 1950er-Jahre ∕ mid-1950s Ruth Baumgarte ∙ ca. 1950 180209_Litho_Farb_Katalog 2.indd 156-157 09.02.18 13:01

158 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Anhang 159 Hans Baumgarte, Marinebaurat, während des Zweiten Weltkriegs in Frankreich ∙ um 1941 Hans Baumgarte in his function as marine building officer in France ∙ ca. 1941 Ruth Baumgarte gemeinsam mit ihrer Mutter Margarethe Kellner-Conrady in Brüssel ∙ Mitte der 1950er-Jahre Ruth Baumgarte together with her mother Margarethe Kellner-Conrady in Brussels ∙ mid-1950s Hans Wintrath, Ruth und Hans Baumgarte (v.l.n.r.), Thomas Baumgarte, Sohn aus Ruth Baumgartes erster Ehe Mitte der 1950er-Jahre Hans Wintrath, Ruth and Hans Baumgarte (from left to right), Thomas Baumgarte, Ruth Baumgarte’s son from her first marriage ∙ mid-1950s 180209_Litho_Farb_Katalog 2.indd 158-159 09.02.18 13:01 Ruth Baumgarte mit dem Bielefelder Schauspieler Hans Wintrath ∙ um 1950 Ruth Baumgarte and Bielefeld actor Hans Wintrath ∙ ca. 1950

160 161 AU S ST E LLU N G E N ࢧ E X H I B I T I O N S AUSWAHL ∕ SELECTION 2018 Ruth Baumgarte, Turn of the Fire, Ludwig Museum im Marmorpalast, Staatliches Russisches Museum, Sankt Petersburg (Herbst ∕ Autumn) 2010 Ein Hauch von Eden, Meisterwerke und zeitgenössische Positionen, Samuelis Baumgarte Galerie, Bielefeld 1995 FIAC, Paris ART COLOGNE, Köln 1994 Art Frankfurt, Frankfurt Artfair, Kunst- und Antiquitäten- messe, Hannover-Herrenhausen Ruth Baumgarte, Bilder aus dem Afrika-Zyklus, Galerie Schloss Mochental, Ehingen 2004 Ruth Baumgarte, Il tamtam del colore, Galleria Marieschi, Mailand Arte Fiera Bologna, Bologna 2002 Galerie Schloss Mochental, Ehingen 2018 Farbrausch am Kessel. Ruth Baum- garte und das Wirtschaftswunder, Hoesch Museum, Dortmund 2017/18 Ruth Baumgarte, Turn of the Fire, Ludwig Museum im Deutschherrenhaus, Koblenz 2017/18 Die Künstlerin Ruth Baumgarte. Herkunft / Prägung / Zäsuren, Kulturhaus Karlshorst, Berlin 2015 Ruth Baumgarte, Farbrausch am Kessel, Städtisches Museum Schloss Salder, Salzgitter 2013 Ruth Baumgarte, Hommage zum 90. Geburtstag, Wichtige Werke aus sieben Jahrzehnten, Samuelis Baumgarte Galerie, Bielefeld art KARLSRUHE, Karlsruhe 2012 art KARLSRUHE, Karlsruhe 2011 art KARLSRUHE, Karlsruhe 2001 Ruth Baumgarte, African Visions, Susan Aberbach Fine Art, New York Ruth Baumgarte, De Africa. Picture, acquarelli, disegni, Galleria Giulia, Rom 2000 Ruth Baumgarte, Visiones Africanas, Sala Pelaires Galeria d’Art, Palma de Mallorca ART COLOGNE, Köln Samuelis Baumgarte Galerie, Bielefeld 1998 Samuelis Baumgarte Galerie, Bielefeld Ruth Baumgarte, African Paintings, Stichting Veranneman, Kruishoutem, Belgien 1997/98 Galerie Schloss Mochental, Ehingen 1996 La pelle nera, Galleria Marieschi, Mailand, Monza 1993 Kunstverein Paderborn, Paderborn Art Frankfurt, Frankfurt Ruth Baumgarte, African Paintings, G.W. Einstein Company Inc., New York 1992 Ruth Baumgarte, Paintings & Works on Paper, Frost & Reed Ltd., London 1991 Ladengalerie, Berlin 1989 Ruth Baumgarte, Retrospektive 1942–1989, Bilder und Zeichnungen, Samuelis Baumgarte Galerie, Bielefeld 1987 Kunstverein Paderborn 1986 Ruth Baumgarte. Symbolischer Realismus, Galerie & Edition Ruth Baumgarte, Bielefeld 1947–1986 Zahlreiche Einzel- und Gruppen- ausstellungen in Museen, Galerien und Kunstvereinen im In- und Ausland u.a. in Deutschland, Frankreich, Iran, Italien, Spanien, Portugal, Schweden und den USA Numerous solo and group exhibitions in museums, galleries, art associations, in Germany and abroad among others in France, Iran, Italy, Spain, Portugal, Sweden and the U.S. Ruth und Hans Baumgarte ∕ Ruth and Hans Baumgarte Mitte 1950er-Jahre ∕ mid-1950s B I B L I O G R A F I E ࢧ B I B L I O G R A P H Y AUSWAHL ∕ SELECTION Bodenstein, Martin: Ruth Baumgarte. In Bildern sehen, Galerie & Edition Ruth Baumgarte, Bielefeld 1986 Fenner, Martin: Ruth Baumgarte. Herkunft / Prägung / Zäsuren, hrsg. vom Bezirksamt Lichtenberg von Berlin, Berlin 2017 Froning, Hubertus 2000: Ruth Baumgarte. Visiones Africanas, hrsg. von Sala Pelaires Galeria d’Art, Palma de Mallorca 2000 Froning, Hubertus 2001: Ruth Baumgarte. African Visions, hrsg. von Susan Aberbach Fine Art, New York 2001 Frost & Reed Ltd. (Hrsg.): Ruth Baumgarte. Paintings & Works on Paper, London 1992 G.

162 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Anhang 163 Ruth und Hans Baumgarte (Bildmitte und rechts) im Eisenwerk Baumgarte ∙ 1953 Anstich an den neuen Öfen durch Ruth Baumgarte ∙ 1953 Ruth and Hans Baumgarte (centre and right), Baumgarte Ironworks ∙ 1953 The first tapping at the new furnaces by Ruth Baumgarte ∙ 1953 Eisenwerk Baumgarte, Kupferhammer, Bielefeld ∙ 1958 Baumgarte Ironworks at Kupferhammer, Bielefeld ∙ 1958 Ruth und Hans Baumgarte beim 25-jährigen Jubiläum der Eisengießerei Baumgarte ∙ 1957 Ruth and Hans Baumgarte at the 25th anniversary of the Baumgarte Iron Foundry ∙ 1957 Ruth und Hans Baumgarte mit dem Gießereidirektor Heinrich Stein (links) und dessen Ehefrau (rechts) in Wien ∙ um 1960 Ruth and Hans Baumgarte with the manager of the new factory building Heinrich Stein (left) and his wife (right) ∙ ca. 1960 Ruth Baumgarte mit dem Direktor des Eisenwerks Baumgarte Johann Salm ∙ 1953 Ruth Baumgarte with the director of the Baumgarte Ironworks Johann Salm ∙ 1953 180209_Litho_Farb_Katalog 2.indd 162-163 09.02.18 13:01

164 RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAF TSWUNDER Anhang 165 Ruth Baumgarte bei einer Ehrung in der Bielefelder Kunsthalle mit Ernst-August Baumgarte, dem heutigen Eigentümer der Eisengießerei Baumgarte (rechts), und dem Direktor der Bielefelder Kunsthalle Dr. Joachim Wolfgang von Moltke (links) ∙ 1969 Ruth Baumgarte at an award ceremony at Bielefeld Kunsthalle with Ernst-August Baumgarte, today's director of Baumgarte Foundry (right), and the director of the Bielefeld Kunsthalle Dr Joachim Wolfgang von Moltke (left) ∙ 1969 Ruth Baumgarte ∙ Mitte der 1960er-Jahre ∕ mid-1960s Ruth und Ernst-August Baumgarte mit der Bielefelder Unternehmerin Marie-Louise Tweer (rechts) ∙ um 1970 Ruth with Ernst-August Baumgarte and Marie-Louise Tweer (right), an entrepreneur from Bielefeld ∙ ca. 1970 180209_Litho_Farb_Katalog 2.indd 164-165 09.02.18 13:01

Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung ∕ This catalogue is published to accommodate the exhibition RUTH BAUMGARTE UND DAS WIRTSCHAFTSWUNDER FARBRAUSCH AM KESSEL HOESCH!MUSEUM Dortmund 11. März bis 6. Mai 2018 ∕ 11 March to 6 May 2018 Eberhardstraße 12, 44145 Dortmund hoeschmuseum.dortmund.de Alexander Baumgarte Michael Dückershoff Hanno Sowade Sandra Mühlenberend Martin Fenner Martin Fenner Initiatoren der Ausstellung ∕ Initiators of the exhibition Kuratoren ∕ Curators Wissenschaftliche Mitarbeit ∕ Research Assistance Projektkoordination ∕ Project coordination Assistenz Projektkoordination ∕ Viktoria Nixdorf Bettina Kämpf Project coordination assistance Ausstellungsgestaltung ∕ Design Ausstellungsbau ∕ Exhibition construction KATALOG CATALOGUE BogeDeko GmbH Gütersloh KATZKAISER Architektur & Ausstellungsgestaltung Köln / Darmstadt Herausgeber ∕ Editor Texte ∕ Texts Übersetzung ∕ Translation Michael Dückershoff Michael Dückershoff Sandra Mühlenberend Hanno Sowade Mary Dobrian Tom Finnis Rebecca van Dyck inlingua Bielefeld Lektorat ∕ Copy-editing Satz ∕ Gestaltung Layout ∕ Design Gesamtherstellung ∕ Production Wienand Verlag buerojolas Berlin Freia Schleyerbach Besonderer Dank gilt dem Nachlass Hans Baumgarte, Dr. Peter von Möller, Möller Group GmbH (Bielefeld) und Dieter Besserer, Firmenarchiv Möller Group GmbH sowie Prof. Dr. Beate Reifenscheid, Ludwig Museum Koblenz. Specials thanks go to the estate Hans Baumgarte, Dr Peter von Möller, Möller Group GmbH (Bielefeld) and Dieter Besserer, company's archive, as well as to Prof Dr Beate Reifenscheid, Ludwig Museum Koblenz. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Wienand-Publikationen werden weltweit in führenden Buchhandlungen und Museumsshops angeboten (Vertrieb in Europa, Asien, Nord- und Südamerika). Erschienen im Wienand Verlag www.wienand-verlag.de Weyertal 59, 50937 Köln Printed in Germany © 2018, Wienand Verlag, Köln, und die Autoren ISBN 978-3-86832-435-8 Rechte © für die abgebildeten Werke von Ruth Baumgarte bei der Kunststiftung Ruth Baumgarte und den Eigentümern © works by Ruth Baumgarte: Art Foundation Ruth Baumgarte and private possession Bildnachweis ࢧ Credits Soweit nicht anders bezeichnet, stammen die historischen Fotos aus dem Nachlass Hans Baumgarte, Bielefeld S. 10, in: Charities and the Commons, 6. März 1909, Courtesy Carnegie Library of Pittsburgh S. 17, 45, 154, 156 u.l.: Fotowerkstätte Wölbing/van Dyck, Bielefeld S. 24: ullstein-bild, Nr. 00025658 S. 24: Stadtarchiv Bielefeld Fotosammlung 11-0451-013 S. 27, 28, 34, 51: Haus der Geschichte, Bonn S. 30, 162: Archiv Möller Group GmbH Fotosammlung S. 53: EWB, 1956 S. 165: Neue Westfälische, Otto Sudmann 180209_Litho_Farb_Katalog 2.indd 168 09.02.18 13:01

I n den frühen 1950er-Jahren kam die aus Berlin stammende Künstlerin Ruth Baumgarte (1923–2013) durch ihren zweiten Ehemann, den Bielefelder Industriellen Hans Baumgarte, mit der Stahlindustrie in Berührung. Fasziniert von den Menschen in der Fabrik und der Wucht der Dimensionen entstand von 1952 bis 1968 ein Zyklus aus rund 70 Arbeiten, vornehmlich in Aquarell und Mischtechniken. In ihren Darstellungen vereint die Künstlerin Gegenständlichkeit und abstra- hierende Raumerfassung in einer ausdrucksstarken, teils expressiven Farbigkeit. Den Arbeitern wird somit ein sensibles und würdevolles Denkmal gesetzt und der Wiederaufbau der Schwerindustrie als Teil des bundesdeutschen Wirtschaftswunders dokumentiert. I n the early 1950s, the Berlin-born artist Ruth Baumgarte (1923–2013) came into close contact with the steel industry via her second husband, the Bielefeld industrialist Hans Baumgarte. Fascinated by the labourers in the factory as well as by the enormous dimensions, between 1952 and 1968 she created a series of approximately seventy works, mainly watercolour and mixed media. In these works, the artist combines concreteness with an abstract sense of space, resulting in a forceful and often expressive chromaticity. With these, Baumgarte crea- ted a lasting monument – both sensitive and dignified – to the labourers, and also impressively documented the reconstruction of heavy industry as an integral part of the German ‘Economic Miracle’. ISBN 978-3-86832-435-8